Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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13OKT2020
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„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemand an die Seite geben, als echte Hilfe.“ Ganz am Anfang wird das erzählt in der Bibel. Gott höchst persönlich hatte diese kreative Idee, heißt es. Und sie auch sofort umgesetzt: Menschen brauchen Menschen.

Manchmal vergisst man das. Oder denkt: ich muss das allein schaffen. Und es ist ja auch richtig, andere Menschen sind nicht automatisch eine Hilfe. Aber wir können. Wenn wir die Rolle annehmen, die Gott uns zugedacht hat.

Wie gut Menschen das können, habe ich vor ein paar Wochen beobachten dürfen. Ich habe im Wartezimmer gesessen, beim Arzt. Untersucht war ich schon. Und sollte noch auf ein erstes Ergebnis warten. Mir ist allerhand durch den Kopf gegangen.

Da fällt mein Blick auf ein älteres Paar. Sie warten auch. Sie kommt wohl auch dran, demnächst. Irgendwas mit „MRT“ habe ich aufgeschnappt. Beide sind sicher über 70. Und sie sind nah zusammengerückt. Überhaupt fällt mir jetzt erst auf, das ist doch eigentlich eher eine Seltenheit, dass ein älteres Paar miteinander zum Arzt geht wie die beiden. Manchmal kommt es mir so vor, als würde er ihre Hand nehmen. Und ihr gut zureden, das tut er anscheinend auch.

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemand an die Seite geben, eine echte Hilfe.“

Vielleicht können Sie das verstehen: es hat mich angerührt, zu sehen, wie einfach das sein kann, einander eine Hilfe zu sein. Sie haben nicht viel gemacht. Aber sie waren nicht allein. Irgendwie haben sie schön ausgesehen.

Im Nachhinein denke ich: ist es nicht schade, dass so etwas eher selten vorkommt?

Auch heute sitzen viele Menschen in Arztpraxen oder Krankenhäusern. Warten auf eine Diagnose oder eine OP. Und für manche wäre es gut, wenn sie einfach eine Schulter neben sich spüren würden. Jemand, der da ist und nicht ganz so unruhig atmet wie sie selbst. Oder jemand, der für einen betet, weil man das selber grad nicht so gut kann.

Ich denke an Menschen, die heute in Kliniken und Praxen sind und wünsche Ihnen, dass Sie erleben: ich bin nicht allein. Entweder weil jemand neben ihnen sitzt oder weil Sie wissen, es denkt jemand an mich oder weil sie daran glauben, Gott ist dabei, was auch wird.

Und wenn Sie der oder diejenige sind, und Sie einen anderen heute so begleiten. Dann können Sie auch ein bisschen stolz sein. Weil Sie das machen, was Gott als kreative Idee für uns Menschen gedacht hat: eine echte Hilfe sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31832
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