Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Für die Zukunft werden wir eine Fähigkeit besonders brauchen. Es ist die Fähigkeit, erfolgreich zu scheitern.
Das meint jedenfalls der Zukunftsforscher Matthias Horx.
Er sagt: "In den komplexen, unruhigeren Biographien werden wir öfter Mal auf die Nase fallen. Beziehungsmäßig, liebesmäßig, jobmäßig. Macht nix. Zu den großen Tugenden der Zukunftsgesellschaft gehört das Wiederaufstehen. Das muss man gelernt haben, das Reifen am Versuch.“

Unsere Lebensgeschichten werden sich in Zukunft sicher nicht mehr so gradlinig abspielen wie das früher noch der Fall war. Man wird mehrere Berufe erlernen müssen. Wohnorte werden wechseln mit dem Arbeitsplatz. Und wer einmal eine Familie mit 3 Kindern und Eigenheim als Lebensziel hatte, lebt morgen vielleicht solo in seinem Single-Appartement.
Die Lebenslinien laufen heute viele Stationen an.
Und wir müssen lernen, unsere Lebensgeschichten nicht nur dann gut zu finden, wenn sich ein Erfolg an den anderen reiht. Denn Lebensgeschichten sind immer auch Lerngeschichten, die uns weiterbringen, ganz besonders dann, wenn etwas nicht so geklappt hat, wie wir das wollten.
Ein Examen nicht zu schaffen. Den Job zu verlieren. Eine Liebe loslassen zu müssen. Scheitern – ist immer schmerzhaft, keine Frage.
Aber: erfolgreich scheitern zu können – das ist überlebenswichtig.

Doch man braucht einen neuen Blickwinkel dafür. Den zeigt diese kleine Geschichte aus Amerika: Ein Abteilungsleiter hat seiner Firma durch eine Fehlentscheidung einen Millionenschaden zugefügt. Er geht zur Chefin, will die Konsequenzen ziehen und kündigen. Die Chefin aber sagt: „Sind Sie verrückt? Ich lasse sie doch jetzt nicht gehen, wo ich gerade eine Million in ihre Ausbildung investiert habe!“

Aus Niederlagen lernen. Misserfolge hinnehmen. Annehmen, dass es ganz anders kommen kann, als es geplant war. und fest damit rechnen: aus jedem Fehler kann ich etwas lernen. Auch aus diesem. Das heißt erfolgreich zu scheitern.

Das ist übrigens auch eine Chance für den Glauben, weil man genau hier die Erfahrung machen kann, Gott bleibt da, auch wenn Menschen gehen. Und daß mein Wert als Mensch sich nicht nach meiner guten oder schlechten Leistung bemißt.

Vom biblischen Paulus übrigens z.B. werden einige solcher Geschichten vom Scheitern erzählt. In der Bibel wird aber auch erzählt, wie es ihm gelang, erfolgreich zu scheitern.
Ein berühmt gewordener Satz soll aus seiner Feder stammen. Er heißt:
„Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, noch Engel noch Gewalten,
weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes oder irgendein anderer Mensch mich scheiden kann von der Liebe Gottes.“ (Römer 8,38f).

Kein Mensch braucht nach einer Niederlage „liegen zu bleiben“. Gottesliebe, Menschenliebe,
das ist so etwas wie ein neuer Lebensantrieb für die Situationen, in denen alles schief lief. Und so eine Liebe sagt: „Steht wieder auf – du kannst das!“
Ich finde, das ist eine gute Ausrüstung, um beim nächsten Mal erfolgreich zu scheitern. https://www.kirche-im-swr.de/?m=318
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