SWR1 3vor8

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Meine Mutter ist über 90. Eigentlich müsste sie sich keine Gedanken mehr machen um unsere Welt. Sie weiß, dass sie ihr Leben weitgehend gelebt hat. Sie könnte an sich denken und was nach dem Tod kommt. Aber sie macht sich Gedanken. Um die Zukunft ihrer Enkel. Ob es genug regnet für die Böden und das Grundwasser. Ums Klima. Für sie gehört beides zusammen: Das ewige Leben und das Leben hier. Dass es gut wird. Beides im Sinn zu haben, das ist für sie christlich.

Ich glaube, anders kann man nicht Christ sein. Sonst ist man vielleicht religiös, aber nicht im Sinne Jesu.

Die Geschichte aus der Bibel, die heute am Erntedankfest in den evangelischen Kirchen erzählt wird, bringt das für mich auf den Punkt. Für Jesus hat das Heil der Menschen und ihr Wohl einfach zusammengehört.

Da wird erzählt: Drei Tage lang hat Jesus vielen Menschen Gott nah gebracht. Einfache, vom Leben geplagte und verletzte Menschen hat er aufgerichtet. Ihnen erzählt, dass Gott an ihrer Seite ist. Bei den Armen, bei Witwen, bei Kindern, Kranken. ‚Jeden und jede von Euch hat Gott liebevoll im Blick.‘ Drei Tage hat Jesus ihnen viel Gutes für die Seele gegönnt. Da sieht er, die Leute haben ja nichts mehr zu essen. Was jetzt? Und dann steht in der Bibel wie wichtig ihm auch das ist -wörtlich: ‚Jesus hat seine Jünger gerufen und ihnen gesagt: Die Menschen tun mir leid. Ich kann sie jetzt nicht einfach heimschicken. Die brechen mir sonst unterwegs zusammen.‘ Er hätte auch sagen können, für den Alltag der Leute ist Religion nicht zuständig. Sagt er nicht. Im Gegenteil.

Wer sich wirklich für das Seelenheil von Menschen interessiert. Der interessiert sich für den ganzen Menschen. Und der weiß, dass Sorgen, Armut und Krankheit die Seele auch verletzen.

Also: Jesus und seine Jünger bringen alles ein für das Wohl der Leute, was sie können. Viel haben sie nicht: ein paar Brote und Fische. Aber die Leute sehen, Jesus und die Seinen geben, was sie haben. Jesus bittet die Menschen, sich hinzusetzen. Zum Gottesdienst unter Gottes offenem Himmel. Jesus segnet die Leute und dankt für das, was zum Essen da ist. Und das wirkt. Sie verteilen, was sie haben. Alle teilen. Und werden satt. Wenn jede und jeder teilt, was sie von Gott haben, dann ist für alle mehr als genug da. Für das Leben hier.

Teilen kann ich, wenn ich sehe wie es anderen geht und unserer Erde. Oder wenn ich sehe wie andere es auch tun. Und vor dem Tod muss ich keine Angst haben, weil Gott seine Ewigkeit mit uns teilt. Wolf-Dieter Steinmann, Ettlingen evangelische Kirche

Bibeltext:   Markus  8

1Zu dieser Zeit war wieder eine große Volksmenge bei Jesus zusammengekommen.Da die Menschen nichts zu essen hatten,
rief Jesus die Jünger zu sich.
Er sagte zu ihnen:
2»Die Volksmenge tut mir leid. Sie sind nun schon drei Tage bei mir und haben nichts zu essen.
3Wenn ich sie hungrig nach Hause schicke, werden sie unterwegs zusammenbrechen –denn einige sind von weit her gekommen.«
4Seine Jünger antworteten ihm:
»Wo soll in dieser einsamen Gegend das Brot herkommen,
um diese Leute satt zu machen?«
5Und er fragte sie: »Wie viele Brote habt ihr?«
Sie antworteten: »Sieben.«
6Und er forderte die Volksmenge auf, sich auf dem Boden niederzulassen.
Dann nahm er die sieben Brote.
Er dankte Gott, brach sie in Stücke und
gab sie seinen Jüngern zum Verteilen.
Und die Jünger teilten das Brot an die Volksmenge aus.
7Sie hatten auch noch einige kleine Fische.
Jesus sprach das Segensgebet über sie und ließ sie ebenfalls austeilen.
8Die Menschen aßen und wurden satt.
Danach sammelten sie die Reste und füllten damit sieben Körbe.9Es waren etwa viertausend Menschen. Jetzt schickte Jesus sie nach Hause.

 

 




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