Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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29SEP2020
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Wenn Eltern mehrere Kinder haben, dann lieben sie normalerweise alle gleich. Liebe lässt sich ja nicht dosieren. Aber trotzdem kann es vorkommen, dass man zu einem Kind persönlich einen noch etwas engeren Bezug hat. Vielleicht, weil einem bestimmte Charaktereigenschaften besonders nahe sind. Und umgekehrt geht es ja auch manchen Kindern so, dass sie sich von einem Elternteil noch besser verstanden fühlen. Es gibt zum Beispiel „Mamakinder“ oder „Papakinder“.

Die Bibel erzählt relativ weit vorne von Rebekka und Isaak. Die bekommen Zwillinge – und beide haben jeweils ein Lieblingskind. Es wird auch ganz offen erklärt, womit das zusammenhängt. Isaak mag den erstgeborenen Esau lieber. Der jagt nämlich draußen auf dem Feld und bringt leckeren Braten auf den Tisch. Rebekka fühlt sich dem jüngeren Jakob näher, weil der ruhiger ist, meistens zu Hause bleibt und ihr dann Gesellschaft leistet. So haben beide Brüder jeweils einen Elternteil für den engeren Austausch. So weit passt das ja auch.

Schwierig wird es, als sich die Eltern in den Bruderkonflikt ihrer beiden Kinder hineinziehen lassen. Jakob beneidet nämlich Esau schon immer um dessen Vorrechte als Erstgeborener. Eines Tages kündigt der alte Isaak an, vor seinem baldigen Tod Esau zu segnen. Der Segen des Vaters – der gehörte damals wohl dazu, wenn man sein Nachfolger wurde. Das hört Rebekka heimlich mit – und sie bringt ihren Lieblingssohn Jakob auf eine listige Idee: Jakob soll sich seinem erblindeten Vater gegenüber als Esau ausgeben und so vom Vater gesegnet werden. Damit Isaak den Betrug nicht riechen oder ertasten kann, stattet Rebekka Jakob auch mit passender Kleidung aus.

Das Vorhaben gelingt. Aber dann muss Jakob vor seinem Bruder fliehen, der sich verraten fühlt und in Wut gerät. Ob die beiden sich jemals wieder gut begegnen können?

Jetzt könnte man meinen, dass Jakob aus der Sache gelernt hat. Aber weit gefehlt. Als Jakob später selbst Kinder bekommt, hat auch er ein Lieblingskind: Josef, den er noch in hohem Alter bekommen hat. Und er macht diesem Sohn ein besonderes Geschenk, gibt ihm einen bunten Rock. Was dann den Neid der Brüder hervorruft – und wieder kommt es zum Geschwisterstreit …

Am Schluss gehen beide Familiengeschichten gut aus. Jakob und Esau versöhnen sich, und auch Josef und seine Brüder finden wieder zueinander. Nicht alle Ungerechtigkeiten der Eltern wirken sich also dauerhaft aus. Aber einfacher ist es sicher, wenn man von vornherein offen und gerecht miteinander umgeht. Wenn man also auch die Lieblingskinder nicht bevorzugt und die anderen genauso im Blick behält.

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