Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17SEP2020
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„Steh auf!“ Dieser Satz steht in der Bibel verblüffend oft. Da geht es nicht um Morgenmuffel, die von einem anderen geweckt werden. Es geht um Menschen, die den Impuls bekommen, etwas Neues anzufangen. Jesus z.B. sagt das ziemlich oft zu anderen. „Steh auf!“

So eine Geschichte wird zum Beispiel im Johannesevangelium berichtet. Da wird von einem Menschen erzählt, der seit vielen Jahren krank ist. Ein Mann oder eine Frau? Das steht nicht da. Einfach nur: ein Mensch. Jemand, der lange nicht auf die Füße gekommen ist. Er liegt und wartet. Niemand scheint sich für ihn zu interessieren. So zumindest empfindet er es. Dass er einsam ist, macht es für ihn noch schwerer, auf die Beine zu kommen. „Ich habe keinen Menschen“, sagt er, als Jesus ihn da liegen sieht und ihn anspricht. Nun könnte man vielleicht erwarten, dass Jesus sagt: „Du Armer, das tut mir leid!“ Aber Jesus sagt nur: „Steh auf, nimm deine Matte und geh.“ Und der kranke Mensch steht auf, nimmt seine Matte und geht.

Ist es allein diese Aufforderung Jesu, die dem Menschen aufhilft? Liegt es daran, dass Jesus zu ihm kommt, bei ihm stehenbleibt und sich für ihn interessiert? Ein Stehaufmännchen ist der geschwächte Mensch jedenfalls nicht. Aber er ist jemand, der jetzt eine Hand ergreift, aufsteht und losgeht. Er startet in ein neues Leben.

Er hätte auch liegen bleiben können, nach all den Jahren. Das ist das, was er gewohnt war. Aufstehen und losgehen, das ist neu für ihn. Das ist ihm fremd. Für mich ist es bewundernswert, was er sich auf einmal traut. Klingt fast nach einem Aufstand. Er folgt dem Impuls, den Jesus ihm gibt, steht auf und geht. Das ändert sein Leben. Er ändert sein Leben.
„Steh auf!“

Ich glaube, dass Jesus das heute auch noch zu Menschen sagt. Zum Beispiel, indem jemand diesen Impuls bekommt, eine alte Gewohnheit abzulegen. Im Alltagstrott etwas zu ändern. Oder auf einen anderen zuzugehen. Oder sich für etwas einzusetzen. Oder mehr vom Glauben zu entdecken.

Ja, klar, wir könnten auch heute liegen bleiben und so tun, als wäre alles festgezurrt und müsste für immer so bleiben, wie es ist. Das muss es aber nicht. Ein Versuch wäre es ja wert. Falls Sie mal so angesprochen werden, wünsche ich Ihnen den Mut, aufzustehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31656
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