Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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03SEP2020
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Ich kenne jemanden, der ein gebrauchtes, durchaus fahrbereites Motorrad gekauft und in die Garage gestellt hat. Er benutzt es nur als Ersatzteillager, um sein geliebtes, altes Fahrzeug aufzumotzen und bei Bedarf zu reparieren. Mir scheint, dass manche Menschen mit dem Glauben und dem Evangelium gerne ähnlich verfahren würden. Aber so lässt Gott mit sich nicht umgehen. Gottes Liebe ist immer ein Gesamtpaket. Dazu gehört ganz wesentlich seine verändernde Kraft, die mich antreibt und zu einem liebenden Menschen machen will. Im Bild gesprochen: Man kann den Motor und das Getriebe nicht beiseitelegen und nur die Hülle, das angenehme Gefühl geliebt zu werden, behalten wollen. Das Evangelium hat immer Folgen, oder es ist nicht das Evangelium. Der Glaube will ja nicht eine Ergänzung zur Verbesserung meiner Lebensqualität sein.

Wer Jesus nachfolgt, wählt ihn nicht nur als Freund und Helfer, sondern er lebt in einem neuen System nach neuen Spielregeln. Die Bibel nennt es das „Reich Gottes“. Für mich heißt das: Ich begreife zunehmend, dass sich nicht alles um mich und meine Komfortzone dreht, sondern dass ich zugunsten anderer leben soll. Jesus macht mich frei, aber nicht nur von ein paar negativen Faktoren, die meiner Optimierung im Wege standen. Ich bin vielmehr für etwas frei geworden. Ich bin dazu befreit, von mir wegzusehen und zugunsten anderer zu leben. So wie Jesus es vorgemacht hat. Nicht Ellenbogen und Fäuste, sondern helfender Arm und offene Hand. Nicht Konkurrenz und Lebenskampf, sondern Zuwendung und Hilfsbereitschaft. Und das Erstaunliche ist: Ich erlebe gerade darin eine ganz neue Art von Erfüllung und Glück. Ich könnte mich abends darüber freuen, dass ich mich deutlich durchgesetzt und den Kollegen gezeigt habe, wo der Hammer hängt. Ich kann mich aber auch darüber freuen, dass ich jemandem geholfen habe, mit seinen Aufgaben, ja vielleicht sogar mit seinem Leben, ein bisschen besser zurechtgekommen zu sein. Das ist schon ein deutlich anderes Konzept, als es sonst üblich ist, nicht wahr?

Das Evangelium ist die echt gute Nachricht, dass Gott uns liebt. Und zugleich ist es die noch bessere Nachricht, dass Gottes Liebe uns in hohem Maße verändern will. Gerade das macht das Leben spannend und schön. Ich lasse mich darauf ein, weil ich Jesus vertraue und den Eindruck habe, dass er das deutliche bessere Konzept bietet als die gängigen Alternativen. Auch wenn es herausfordernd ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31581
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