Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„An den Morgen eines Tages gehören nicht unsere Sorgen und nicht unsere Pläne
und nicht der Übereifer unserer Arbeit. An den Morgen eines Tages gehören
Gottes befreiende Gnade und Gottes segnende Nähe.“


Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer hat das ungefähr so gesagt.
Diesen Satz als Überschrift für einen neuen Tag zu nehmen – Ich finde das ausgesprochen wohltuend und stress-mindernd. Denn wer sich schon gleich morgens bereitwillig in die eigene Tretmühle seiner Sorgen und Pläne stellt,
der wird es ziemlich schwer haben, bis abends wieder rauszukommen aus dieser Tretmühle.

Sich schon am Morgen den Kopf zu zerbrechen, wie schwierig doch alles werden wird – leichter wird vermutlich kein Problem dadurch.
Sich morgens schon beim Aufwachen die Liste zu schreiben, was heute alles zu tun ist und was alles von mir erwartet wird und was ich selbst alles noch erledigen will – ob der Stress, der dadurch entsteht, mich die Aufgaben schneller erledigen lässt – ich halte das für fraglich.

Dietrich Bonhoeffer ging einen anderen Weg , bevor er in seinen eigenen Arbeitsalltag eintauchte. Er ließ sich nicht schon gleich morgens bestimmen von Sorgen, Plänen und Erwartungen. Er tat zunächst einmal - nichts. Er machte sozusagen nur "sein Herz weit".
Und rechnete mit Gottes Kraft in seiner Kraft – und mit Gottes Segen über all den vielen Dingen, die er tagsüber machen und tun wollte.

Dann erst stellte er sich den Aufgaben des Tages. Dabei machte er die Erfahrung:
Wer so seinen Tag beginnt, arbeitet und lebt anders als vorher. Gelassener, geduldiger.
Der braucht sich und anderen nicht mehr so viel zu beweisen in Gesprächen und Verhandlungen. Der muß nicht überall Recht haben, muß nicht überall brillieren.
Und der ist gnädiger mit den Fehlern anderer. Und freier – auch einmal „Nein“ zu sagen und andern Menschen nicht jede ihrer Erwartung zu erfüllen.

Von Dietrich Bonhoeffer lerne ich:
Was mich trägt, ist nicht das Lob der anderen.
Was mich trägt, ist auch keine abgehakte to-do-Liste.
Was mich durch einen langen Arbeitstag tragen kann, das spielt sich in einer anderen Dimension ab. Tragend sind Gottes Kräfte, die da sind, bevor ich mir auch nur an den ersten Punkt auf meiner Tagesliste abgehakt habe.

Bonhoeffers Satz ist für mich zu einer Meditationsübung geworden, die mir hilft, meinen Arbeitstag gut zu beginnen.
In Ruhe. Ohne Hektik. Und mit der Bitte um Segen für das, was ich zu tun habe. Denn:
„An den Morgen eines Tages gehören nicht unsere Sorgen und nicht unsere Pläne
und nicht der Übereifer unserer Arbeit. An den Morgen eines Tages gehören
Gottes befreiende Gnade und Gottes segnende Nähe.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=314
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