Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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05AUG2020
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Was ist das denn für ein Wattestäbchen? Hab ich mich neulich gefragt. Das ist ja ganz krumm. Dann hab ich den Hinweis auf der Wattestäbchenpackung entdeckt: „Neu, mit Papierschaft“ hieß es da.

Und ich habe mich erinnert: Stimmt, Gegenstände aus Plastik, die man nur einmal braucht und dann wegwirft, werden bald verboten. Damit nicht immer mehr Plastik in die Umwelt – vor allem in die – Meere gelangt.

Deshalb verbiegen sich meine Wattestäbchen neuerdings. Weil sie nicht mehr aus Plastik sondern aus Papier sind.

Ich glaube, so ist das überhaupt mit dem Umweltschutz. Wenn ich etwas für die Umwelt und das Klima tun will, dann geht das nur, wenn sich auch in meinem Alltag etwas verändert. Wenn die Schöpfung nicht weiter kaputt gehen soll, kann es bei mir zuhause nicht so bleiben wie es ist. Ich glaube, „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“, das funktioniert auch beim Umweltschutz nicht.

Natürlich müssen auch Wirtschaft und Handel mitmachen. Ich finde: Wenn jetzt Wattestäbchen aus Plastik verboten werden, kann es nicht sein, dass Hähnchenbrustfilets, Stichsägeblätter oder USB-Sticks weiter in großen durchsichtigen Plastikverpackungen verkauft werden. Und natürlich spielt auch der technische Fortschritt eine wichtige Rolle beim Umweltschutz: Neue Ideen, Erfindungen und Entwicklungen sind nötig, die das Leben nachhaltiger machen.

Aber ich denke: Daneben kommt es eben auch auf jeden Einzelnen an. In der Schöpfungsgeschichte in der Bibel heißt es: Gott hat dem Menschen gleich am Anfang einen Auftrag gegeben. Als Ebenbild und Stellvertreter Gottes soll der Mensch die Schöpfung bewahren. Und zwar jeder Mensch, jeder Mann und jede Frau. Jeder kann in seinem Lebensbereich für die Schöpfung sorgen: Die Politikerin in ihrem Ressort, der Firmenchef in seinem Unternehmen, die Wissenschaftlerin auf ihrem Forschungsgebiet und ich bei mir zu Hause. Indem ich mich auf Veränderungen einlasse und manchmal auch auf Dinge verzichte.

Ich glaube, wichtig ist, dass man das Ziel und den Sinn dahinter sieht. Ich verliere nicht nur etwas, wenn ich weniger Fleisch esse, öfter mal in der Nähe Urlaub mache oder krumme Wattestäbchen benutze. Ich gewinne auch etwas: Eine lebenswertere Welt für mich und meine Kinder.

Und vielleicht mache ich ja die Erfahrung, dass ich trotzdem gut essen oder schöne Urlaube verbringen kann. Ich habe jedenfalls gemerkt: Auch mit krummen Wattestäbchen kann man ganz gut leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31399
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