Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

04AUG2020
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Neulich beim Stöbern in meinem CD-Schrank bin ich auf eine ganz besondere CD gestoßen. Von der Band Karizma. Besonders ist diese Jazz-CD für mich, weil alle vier Musiker eigenhändig auf der Hülle unterschrieben haben, nach einem Konzert in Stuttgart.

CDs oder Bücher, die der Autor eigenhändig signiert hat, sind etwas Besonderes. Die Signatur gibt ihnen einen besonderen Wert. Für mich ist diese CD einzigartig und nicht zu ersetzen.

Ein bisschen so wie die Signatur auf meiner CD ist auch der Segen Gottes, finde ich. Das Wort „segnen“ und das Wort „signieren“ sind eng miteinander verwandt. Beide kommen vom lateinischen Wort signare. „Kennzeichnen“ heißt das. Der Segen ist nämlich oft mit dem Kreuzzeichen verbunden. Bei der Taufe zum Beispiel segnet der Pfarrer das Kind und malt ihm mit dem Daumen und dem Taufwasser ein Kreuz auf die Stirn. Oder am Ende des Gottesdienstes: Da zeichnet die Pfarrerin mit der Hand ein Kreuz in die Luft und segnet so die Menschen in der Kirche.

Segnen können nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer. Auch im Alltag können Menschen einander segnen: Eltern ihre Kinder oder Großeltern ihre Enkel. Auch ohne Kreuzzeichen geht das. Indem man einfach sagt: „Gott segne Dich!“

Der Segen ist sozusagen die Signatur Gottes, die Unterschrift des Schöpfers auf seinen Menschen. Gleich am Anfang, nachdem Gott die Menschen geschaffen hat, heißt es in der Biel: „Und Gott segnete sie“ (1. Mose 1,28). Wie die Signatur auf meiner CD gibt der Segen Gottes dem Menschen einen besonderen Wert, macht ihn einzigartig und besonders.

Diese Wertschätzung Gottes kommt auch in einem bekannten Segenswort zum Ausdruck, dem so genannten Aaronitischen Segen. Er wird in fast jedem Gottesdienst am Ende gesprochen und geht so: „Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe seine Angesicht auf dich und gebe dir Frieden“ (vgl. 4. Mose 6,24-26).

Da wird ganz menschlich von Gott geredet. Die Botschaft, die im Segen steckt, lautet: „Ich, Gott, wende mich dir zu. Ich schau dir ins Gesicht. Ich schaue nicht auf den Boden oder zur Seite. Ich ignoriere dich nicht, wie Menschen dich oft ignorieren. Ich übersehe dich auch nicht, wie du oft andere übersiehst. Für mich verschwindest du nicht in der Masse. Ich sehe, was dich ausmacht und was dich beschäftigt. Und ich sorge für dich und kümmere mich um dich, weil du mir viel bedeutest.“

Unterschrift: Der dich segnende Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31398
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