SWR1 3vor8

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Vergessen, davor haben viele Menschen Angst, ich auch. In unseren Erinnerungen steckt viel von mir und von uns als Gemeinschaft: Manchmal vergessen wir auch, was gut ist. Man tut was, weil es einem nützt. Aber so können wir auch unsere Identität verlieren.

Für uns Kirchen gilt das auch. Wenn Christen vergessen, was sie christlich macht. Anscheinend war das schon zu Beginn der Christenheit so. Man spürt das an diesen Sätzen: Da schreibt ein Christ der dritten Generation an gegen das Vergessen. In der Bibel steht sein Brief. In den evangelischen Gottesdiensten wird heute dazu gepredigt. Sein erster Gedanke: Die Liebe zu den Brüdern und Schwestern soll bestehen bleiben.

Also christlich sein erkennt man daran, dass Menschen in einer Gemeinde da sind füreinander wie Geschwister. Schwer genug. Aber das war klar damals. Verbunden sein nach innen. Und dann kommt er zu dem was man vergisst.  Das sind oft die anderen, die „draußen“.

Vergesst aber auch die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen. Denkt an die Gefangenen, als ob ihr mit ihnen im Gefängnis wärt. Und denkt an die Misshandelten, denn auch ihr lebt noch in eurem Körper.

Drei Dinge, die zu einer menschlichen und christlichen Identität gehören:
Gastfreundlich sein. Menschen nicht vergessen, die im Gefängnis sitzen.
Die nicht vergessen, die misshandelt werden.

Ich bleibe an dem „gastfreundlich“ hängen. Das meint ja nicht nur: Oma und Opa kommen zu Besuch oder Freunde. Ich frage mich selbstkritisch: Sind wir als Christen hier gastfreundlich? Könnten Gemeinden inzwischen nicht bunter sein. Wir sind immer noch recht deutsch und weiß. Und wer kümmert sich um die Gefangenen? Wer hört hin, wenn Frauen oder Kinder misshandelt werden und setzt sich ein dafür? Vielleicht drehen wir uns als Menschen, als Christen doch arg um uns selber? Lieben vor allem uns?

Was ich stark daran finde, wie dieser Christ in der Bibel gegen das Vergessen anschreibt: Er droht nicht, schreibt nicht vor. So habt ihr das zu machen. Er spricht mich positiv an: auch über die Gefühle. Warum ich christlich sein kann. Beim gastfreundlich sein, sagt er zB. da haben manche schon Engel bei sich aufgenommen und macht klar: hey da etwas zurück, wenn wir andere bei uns aufnehmen. Ich glaube, das ist heute auch so, wenn Gemeinden und Kirchen sich öffnen und bunter werden. Da sind Engel dabei, bei denen, die neu kommen.

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Bibeltext:

Hebr. 13, 1-3
13,1 Die Liebe zu den Brüdern und Schwestern soll bestehen bleiben.
2 Vergesst aber auch die Gastfreundschaft nicht.
Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen,
Engel als Gäste aufgenommen.
3 Denkt an die Gefangenen,
als ob ihr mit ihnen im Gefängnis wärt.
Denkt an die Misshandelten,
denn auch ihr lebt noch in eurem Körper.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31360
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