Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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02JUL2020
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Rassismus. Das Thema ist derzeit in aller Munde. Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd ist eine neue Protestbewegung entstanden. In den USA, aber auch bei uns, machen Menschen darauf aufmerksam, dass es das noch immer gibt: Menschen werden diskriminiert, weil sie eine schwarze Haut haben, weil sie anders an Gott glauben als die Mehrheit, weil sie nicht ohne Akzent Deutsch sprechen usw. Rassismus ist ein allgegenwärtiges Phänomen. Auch bei uns, nur bemerken wir das oft gar nicht.

In einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 2018[1]habe ich eine ganze Reihe an Hinweise gefunden, wie schnell man rassistisch sein kann, ohne es zu wollen. Einige der Empfehlungen, was man dagegen tun kann haben mich besonders beschäftigt: 

Auch wenn für mich alle Menschen gleich sind, kann ich das nicht verallgemeinern. Ich rechne damit, dass andere wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Ich frage niemanden nach seiner Herkunft, wenn ich annehme, dass das ein Grund für eine Diskriminierung sein könnte. Am besten frage ich gar nicht danach.

Wenn ich mitkriege, dass andere sich rassistisch äußern, dann grenze ich mich deutlich ab. Ich halte im Bus oder am Stammtisch dagegen. Ich sperre sie auf meinem Facebook-Konto. Ich sage klipp und klar, dass ich das nicht toleriere.

Noch wichtiger. Wenn ich Zeuge davon werde, wie jemand schlecht behandelt wird, weil er anders ist, dann unterstütze ich ihn oder sie. Aber diskret und ich frage vorher, was wirklich hilft.

Überhaupt: Ich kann nicht davon ausgehen, dass jeder Betroffene mit mir über dieses Thema sprechen will. Wer schlechte Erfahrungen gemacht hat, bei dem sitzt das tief und davon zu erzählen, reißt womöglich alte Wunden auf.

Es ist wichtig, dass ich öffentlich sage, was ich zu diesem Thema denke. Aber noch wichtiger ist es, die zu Wort kommen zu lassen, die aus eigener Erfahrung davon berichten können. Bei öffentlichen Veranstaltungen, in der Politik, in unseren Kirchen.

Ich mache nie einen Witz, der das Thema Rassismus berührt. Betroffene werden das nicht lustig finden. Und es entlarvt mich als einen, der auf Kosten von anderen im Rampenlicht stehen will. 

Wenn ich das beherzige, gelingt es mir bestimmt besser, Fremdes zu akzeptieren und es mir Schritt für Schritt vertraut zu machen.

 

[1]vgl. https://www.zeit.de/campus/2018-05/rassismus-empfehlungen-alltag-diskriminierung-erfahrungen

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31195
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