Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Verschwendung! Heißt in diesem Jahr das Motto der Fastenaktion 7-Wochen ohne. Gestern hat sie angefangen. „Verschwendung“?? Da ist man zunächst irritiert. Fasten, heißt das nicht eher: weniger von allem?? Weniger Kalorien, weniger Süßigkeiten vielleicht, weniger Alkohol, weniger Fernsehen oder weniger am Computer?? Weniger von dem also, was mein Leben so voll stopft, dass ich für nichts mehr wirklich Zeit und zu nichts anderem mehr Lust habe?
Rund 2 Millionen Menschen versuchen jedes Jahr von Aschermittwoch bis Ostern anders zu leben. Anders als normal. Sie versuchen zu lassen, was das Leben behindert und einengt. Sie versuchen zu entdecken, was das Leben gedeihen lässt, dass es reicher, lebendiger, lebenswerter werden kann. Sie versuchen, neue Lebensfreude zu entdecken, indem sie lassen, was einsam macht und das Leben einschränkt.
Das versuchen sie in diesem Jahr mit „Verschwendung!“ genauer mit 7-Wochen-ohne Geiz. Denn das ist ja wahr: Wo Menschen geizig sind, kann das Leben nicht gedeihen. Da bleibt alles ärmlich und sparsam und mickrig. Wo man geizig ist, da kann nichts wachsen, da verkümmert das Leben. Armselig ist es, wo einer nichts geben mag. Oder meint, nichts geben zu können. Dabei muss man nicht bloß ans Geld denken. Damit kann in der Tat nicht jeder großzügig umgehen. Wobei ich manchmal erstaunt bin, wie großzügig die sind, die gar nicht viel haben. Und wie sparsam die Wohlhabenden, die fürchten, dass sie etwas verlieren könnten.
Aber 7 Wochen ohne Geiz denkt nicht bloß ans Geld. Geizen tun viele auch mit der Zeit, die sie angeblich nicht übrig haben; manche sind allzu sparsam mit guten Worten, die einem so wohl tun würden; manche denken, mir wird auch nichts geschenkt und lassen jede Freundlichkeit bleiben.
So aber droht unserer Welt eine soziale Klimakatastrophe – die Eiszeit kalter Berechnung. Was bringt es mir? Was habe ich davon, was kriege ich dafür, was nützt es? Wo so gefragt wird, da verkümmert das Leben. Denn da gibt niemand mehr etwas, damit das Leben gedeihen kann.
Deshalb: Versuchen sie es mal mit Verschwendung! Seien Sie einfach freundlich. Seien sie großzügig. Rufen Sie an, obwohl der andere sich nie meldet. Sie werden sehen, wie gut das tut. Geben Sie Geld für eine gute Sache. Wenn alle fragen: Lohnt sich das überhaupt, dann wird man nie merken, ob etwas daraus wird. Schenken sie Ihre Gesellschaft einem, der Sie braucht. Genießen Sie selber Stunden, von denen sie eigentlich meinen, Sie könnten sich das nicht leisten.
Fangen Sie an zu verschwenden! Sie werden sehen – die Welt wird sich verändern. Leben fängt an zu wachsen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3104
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