SWR1 3vor8

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Manchmal gelingen magische Sätze. Der amerikanischen Schriftstellerin Gertrude Stein ist einer gelungen: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Wie man`s dreht und wendet, heißt das wohl, aus welcher Perspektive auch immer man sie betrachtet, eine Rose ist eine Rose. Mit Lichtreflexen in Blüte und Blatt oder auch nicht, duftend oder auch nicht, ein Zuchterfolg oder eine gewöhnliche Heckenrose – immer ist sie ganz und ungeteilt sie selbst, eine Rose. Das ist ihr bezauberndes Wesen und Geheimnis zugleich, dem sich Gertrude Stein diskret genähert hat.

So ist es auch mit dem Segen. Ein Segen ist ein Segen ist ein Segen.
In der Bibel ist aufgeschrieben, wie Menschen einander segnen können (4 Mose 6, 22-27). Gott selbst, heißt es, hat festgelegt, was man da sagen kann. Heute werden in den evangelischen Gottesdiensten diese Worte zum Thema.

Gott segne dich und behüte dich.
Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Er erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.

Der eine Segen in seinen drei Sätzen, die eigentlich dasselbe meinen. Ich jedenfalls habe noch keinen wesentlichen Bedeutungsunterschied gefunden. Das ist ja gerade der Segen am Segen, dass es da nichts zu verstehen gibt. Wie man`s dreht und wendet, es ist Segen. Die Menschen werden an das erinnert, was Gott selbst versprochen hat: Er wird ihnen nah sein, er wird sie begleiten auf dem Weg in die Zukunft, er wird ihnen die nötige kraft geben.

Mose und sein Bruder Aaron haben in Gottes Namen ausnahmslos alle Israeliten in der Wüste gesegnet. Für uns Christen ist dieser Segen das eine Wort zu guter Letzt über ausnahmslos alle im Gottesdienst. Übrigens nicht nur am Sonntag, sondern auch bei Trauungen und Taufen, bei Beerdigungen, im Krankenhaus und Gefängnis. Wo immer Menschen in Gottes Namen zusammenkommen, auch im ganz kleinen Kreis können sie einander segnen. Der Segen fordert nichts, und reicht doch weit in unseren alltäglichen Umgang miteinander hinein. Er verspricht Zukunft, mir und den anderen auch und macht Lust, Segen weiterzugeben:

Gott segne dich und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.

Da ist nichts wegzunehmen und nichts hinzuzufügen. Diese Worte haben sich gewissermaßen vollgesogen mit Gottes Treue. Sie haben eine überwältigende Kraft. Wie man´s dreht und wendet: Segen ist ein Segen ist ein Segen.

 

„Rose is a rose is a rose is a rose“ aus dem Gedicht Sacred Emily, in: Getrude Stein, Geography and Plays, 1922.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31029
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