SWR1 3vor8

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17MAI2020
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Das Evangelium heute liefert die Antwort, wenn man angefragt wird, warum man denn mit Gott und dann auch noch bei der Kirche arbeitet. Und so heißt es: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.“ Das war im Studium und in der Ausbildung wichtig für mich, und ich habe mich damit immer wieder motivieren können, darüber zu sprechen, was ich hoffe und glaube.

Ich muss davon erzählen können, wovon ich überzeugt bin. Obwohl der Satz stimmt, bin ich aber nicht mehr glücklich damit.

Was mich immer mehr stört, ist das Wie. Wir haben so eine sensationelle Botschaft. Nur: Wie bringe ich die unter die Leute? Wie rede ich denn über das was ich hoffe und glaube?

Das ist für mich in meiner Kirche gerade eines der Hauptprobleme. Da höre und lese ich nämlich nur selten die richtigen Worte. Worte, die ich verstehe und die mich ansprechen. Ganz oft passen sie nicht mehr in mein Leben und deshalb auch nicht zu mir. Es klingt dann schön und sehr gebildet, aber ich kann die Worte gar nicht richtig verstehen. Ein Beispiel aus einem Gottesdienst nach Ostern. Da hat der Pfarrer gesagt: „Wir dürfen darauf vertrauen, dass Jesus uns durch seinen Tod erlöst hat.“Ich verstehe die einzelnen Worte. Aber mir fehlt, was das konkret für mein Leben heißt. Das kommt im ganzen Gottesdienst nicht vor. Da fehlt das Leben. Das, was es für den der es sagt, und damit auch für mich heißen kann. Ich bin oft frustriert. Weil ich manchmal schlicht und ergreifend nicht verstehe, welche Hoffnung denn mein Gegenüber erfüllt.

Klar, jede Institution hat ihren Sprachcode. Die Kirche sowieso. Aber gerade wir müssten unsere großartige Botschaft doch so verpacken, dass jede und jeder sie versteht. (Also am besten so, wie ich zuhause am Tisch mit Freunden oder meiner Familie spreche.) (Vielleicht bei einer Tasse Kaffee oder einem Bierchen.)

Jesus war ein total interessanter Mensch und hat alles umgekrempelt. Er hat sehr deutlich gesagt und gezeigt, was gesellschaftlich und politisch schief läuft, (den Finger in die Wunde gelegt.) Er hat sich dafür eingesetzt, dass die Menschen im Mittelpunkt stehen und dass alle aufeinander achten und aufpassen. Dazu hat er manchmal krasse Worte benutzt. Zum Beispiel: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen“. Aber das haben die Leute damals verstanden. Feuer war eine riesen Gefahr. Jesus war Meister darin, so von seiner Hoffnung zu erzählen, dass die Leute ihn verstanden haben. Und deshalb waren so viele begeistert von ihm.

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.“ Ich würde diesen Satz gerne erweitern: „Und sprecht bitte so, dass euch alle verstehen. Dann hören euch die Leute wieder zu. Und das vermutlich sogar gerne.“

  

zugrunde liegende Bibelstelle: 1 Petr 3,15-18

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30939
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