SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

10MAI2020
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Die Stimme eines Menschen verrät viel. Denn wer spricht, kann kaum verheimlichen, wie es ihm geht. In den letzten Wochen sind viele Kontakte übers Telefon gelaufen. Dabei ist mir besonders aufgefallen, was wir alles mit unserer Stimme ausdrücken können. Wie viel Botschaft allein im Klang liegt.

Auch im heutigen Lied zum Sonntag dreht sich alles um die Stimme. Eine Stimme, die kraftvoll ist. Und die zugleich zärtlich sagt: Hab keine Angst. Ich bin da.

Musik 1

„Stimme, die Stein zerbricht,
kommt mir im Finstern nah,
jemand der leise spricht:
Hab keine Angst, ich bin da.“

Stimmen haben Kraft. Jede Menge sogar. Wer die Stimme erhebt, kann etwas verändern und bewegen. Stimmen können ermutigen und trösten. Und ich kann mit meiner Stimme auch jemanden umarmen. Zeigen, wie wichtig er mir ist.

So ist es auch mit Gott. Die Bibel ist voll von Erzählungen, die zeigen, wie seine Stimme wirkt und wie sie von Menschen gehört wird. So ist Gottes Stimme mal kraftvoll und gewaltig. Zum Beispiel in den Psalmen. Dort heißt es: „Die Stimme des Herrn hat gedonnert und lässt die Wüste beben“ (Ps 29,3.8). An anderer Stelle ist sie geheimnisvoll zart, wie bei Elija in der Wüste. Kaum zu hören – wie ein „sanftes, leises Säuseln“. (1Kön 19,12)

Und wenn die Bibel in den Schöpfungsberichten erzählt, wie Gott und Welt zusammengehören, dann ist Gottes Stimme sogar kreativ und schöpferisch. Sie ist immer da, schon vor jedem Tag und jeder Nacht und trägt alles, was ist:

Musik 2

„Sprach schon vor Nacht und Tag,
vor meinem Nein und Ja.
Stimme, die alles trägt:
Hab keine Angst, ich bin da.“
 

Ich bin da. In diese Zusage mündet jede Strophe des Liedes. Grund dafür ist, dass der schwedische Pfarrer Anders Frostenson beim Schreiben des Liedes die Erzählung vom Seesturm im Kopf hatte. Sie steht im Neuen Testament und berichtet davon, wie die Jünger alleine mit dem Boot unterwegs sind. Als es stürmisch wird, kommt Jesus ihnen auf dem Meer entgegen. Die Jünger meinen, ein Gespenst zu sehen. Doch Jesus beruhigt sie und sagt: „Fasst Mut. Ich bin´s; fürchtet euch nicht.“ (Mk 6, 50 – Gute Nachricht Bibel)

Was für eine Zusage! Ich bin nicht allein – auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Wenn es turbulent um mich wird. Ich die Nähe eines Menschen vermisse. Eine Stimme fehlt, die mir sagt, dass ich keine Angst haben muss.

Und so macht mir die dritte Strophe des Liedes Mut. Denn egal, wo ich bin, gibt es jemanden, der mit mir in die Zukunft geht.

Musik 3:

„Bringt mir, wo ich auch sei,
Botschaft des Neubeginns,
nimmt mir die Furcht, macht frei,
Stimme, die dein ist: Ich bin´s!“

Das wäre eigentlich ein schöner Schluss. Doch in der letzten Strophe, wendet sich alles. Auf einmal ist nichts mehr von der vorangegangenen Nähe zu spüren. Alles verstummt. Nichts ist mehr zu hören.

Mir gefällt, dass das Lied so ehrlich ist. Es nimmt ernst, dass es Zeiten gibt, in denen ich einsam bin und Gottes Stimme nicht hören kann. In solchen Momenten muss ich die Situation aushalten. Und mir hilft es, mich daran zu erinnern, dass es schon andere Zeiten gegeben hat, in denen mir Gottes Stimme liebevoll gesagt hat: Ich bin da. Hab keine Angst.

Vermutlich deshalb können die Sänger ganz zum Schluss des Liedes mit kraftvoller und zuversichtlicher Stimme antworten: ich bin nicht bang: Du bist hier.

Musik 4:

„Wird es dann wieder leer,
teilen die Leere wir.
Seh dich nicht, hör nichts mehr -
und bin nicht bang: Du bist hier.“
 

 

Musikangaben:

Musik 1, 2 und 4 (Limburger Domchor) 

Musik 3

CD „Singt, singt, singt dem Herrn!“

Gesang: Julia Aulbach und Maria Nunez

Satz: Thomas Gabriel

Deutsches Liturgisches Institut DLI 7133

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30858
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