Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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01MAI2020
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Ich finde, es gibt eine neue Botschaft für den 1. Mai aus der Corona-Zeit: Wir wissen jetzt genauer was systemrelevant ist. Wer. Und dass viele, die systemrelevant sind, zu schlecht bezahlt werden.

Bis Anfang März, waren mit „systemrelevant“ meistens Banken gemeint. Das haben wir uns so angewöhnt nach der Finanzkrise. Heute, 2 Monate später, wissen wir es zum Glück besser. „Systemrelevant“ sind nicht nur Institute, sondern Menschen. Wirkliche Menschen mit ihrer Arbeit.

Nur ein paar Beispiele.
Es hat sich in den letzten Wochen gezeigt, wie viele Menschen mit ihrer Arbeit das System, was sag ich, das Leben am Laufen halten. Und dass wir sie viel mehr achten und anders bezahlen müssen.

Also: Haben Sie vor 2 Monate auf dem Schirm gehabt wie systemrelevant Waldarbeiter sind? Ich nicht. Schwedische spanische und deutsche fällen die Bäume, aus denen auch Klopapier produziert wird. Oder ich denke an Menschen in der Landwirtschaft und ihre Arbeit für unser täglich Brot.

Und die vielen anderen: LKW Fahrer und Fahrerinnen. Kassierer*innen. Pfleger*innen in Heimen und Krankenhäusern. Seelsorger*innen, die sich kümmern, dass Menschen nicht seelisch verdursten und verhungern. Journalist*innen, die gut informieren. Man müsste noch viel mehr nennen. Aber dann würde ich in diesem Beitrag nicht fertig.

Ich finde, es ist dringend, dass wir gründlich diskutieren, auch streiten darum, wie alle gerecht bezahlt werden. Die die zu wenig bekommen und vielleicht auch wer zu viel kriegt. Auch bei uns in den Kirchen.

In der Bibel gibt es eine alte Forderung für gerechte Entlohnung. Zugegeben, mit einem etwas derben Vergleich. Da steht: „Du sollst dem Ochsen der drischt, keinen Maulkorb anziehen.“

Will er uns jetzt etwa mit Ochsen vergleichen? Fragen Sie vielleicht. Nein. Aber, der Spruch macht doch ohne drumrum reden klar, worauf es ankommt. Er sagt: wer denen, die arbeiten, gerechten Lohn verweigert, der untergräbt das System.

Der Spruch macht das klar an der Achtung auch für Arbeitstiere. Ochsen haben damals bei der Getreideernte schwere Steinbretter gezogen und so beim Dreschen die Körner aus den Ähren gelöst. Und dabei haben sie sich natürlich auch gebückt und Getreide gefressen. Aber dann gab es tatsächlich Leute, denen war das ein Dorn im Auge: Sie haben den Ochsen einen Maulkorb angezogen, damit sie keine Körner fressen konnten. Und dagegen sagt die Bibel: Nix da. „Wer arbeitet, hat Anrecht auf ordentlich Lohn.“ Erst recht wer systemrelevant ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30786
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