Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

29APR2020
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Die Stimme ist so wichtig. Die letzten Wochen haben das so richtig gezeigt. Viele Kontakte leben vom Reden, vom Telefonieren.
Ja manches ist auch schwierig am Telefon mit der Stimme auszudrücken. Vieles zwischen uns passiert ja nonverbal. Und dafür muss man sich sehen können. Oder sogar anfassen.

Es ist schon arg viel, was Menschen in den letzten Wochen alles nicht ausdrücken konnten. In Kitas, in Pflegeheimen in Krankenhäusern. Zwischen Kolleg*innen im Beruf. Was geben wir uns da alles an Anerkennung – so nebenbei – quasi „Liebe“ ohne Worte.

Trotzdem diese Wochen haben gezeigt wie wichtig Stimmen sind. Sie können viel. Haben Kraft. Stimmen können in den Arm nehmen. Wir müssen sie nur machen lassen, was sie können. Ich wette, jeder und jede von Ihnen kann das. Die Stimme nicht als Waffe gebrauchen, sondern wie ein Taschentuch, das vorsichtig Tränen abwischt. Wie ein Licht, das einem anderen das Leben klarer und heller macht. Ihn was kapieren lässt, was er bisher nicht gewusst hat. Oder was ihm verborgen war.

Ich bin auch dankbar für jedes Lied im Radio, durch das Stimmen die Ohren, die Herzen und die Seelen berühren. Trösten, aufmuntern und vielleicht manchmal auch liebkosen.

Ich wünsche mir sehr, dass wir die Kraft unserer Stimmen weiter üben. Dass wir leise miteinander reden, wenn laut sein bloß Machtspiel oder dummes Gehabe wäre. Ich wünsche mir, dass wir auch in Zukunft Menschen sind durch unsere Stimmen. Menschliche Menschen. Wir können das.

Ich glaube übrigens, man kann das als Mensch, weil wir mit unserer Stimme ähnlich wirken können wie Gott. Wir Menschen sind ja seine Ebenbilder.
Wir können sprechen, weil wir von Anfang an angesprochen worden sind. Im Mutterleib. Da ist das Ohr eines der ersten Organe. Durch das Ohr kann ein neuer Mensch lebensfähig werden. Und ich glaube, bevor Menschen uns im Mutterleib angesprochen haben, hat Gott uns schon angesprochen. Es ist kein Zufall, dass in der Bibel oft steht. „Und Gott sprach.“ Klar hören wir das nicht wie unsere Stimmen. Aber dass wir angesprochen sind von unserem Schöpfer und ihn in uns hören können. Das ist für die Bibel klar. Ich finde das besonders schon ausgedrückt mit diesen Worten vom Propheten Jesaja:

„Und nun spricht GOTT, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: ‚Fürchte Dich nicht, denn ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Ich glaube, das gilt für jeden Menschen. Darum können wir auch mit unserer Stimme so viel sein und wirken.

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