Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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23APR2020
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Archimedes, ein bedeutender Mathematiker der griechischen Antike wollte beweisen, dass es möglich ist, die Welt von einem einzigen Punkt aus, aus ihren Angeln zu heben.

Keine gute Idee, finde ich. Zumal nicht in Zeiten, wo vieles aus den Fugen zu geraten scheint.

Da braucht es eher was, was Stabilität verleiht, Ruhe und Besonnenheit hereinbringt.

Erich Kästner hat dazu kurz nach dem Krieg eine Schrift verfasst, in der er in Anlehnung an Archimedes vier archimedische Punkte beschreibt, die in uns Menschen grundgelegt sind. Angelpunkte - eigentlich sind es so was wie Fähigkeiten/Ressourcen, mit deren Hilfe es gelingen könnte, die Welt wieder etwas in ihre Angeln zurück zu heben. Ein hohes Ziel, nicht einfach, aber bedenkenswert, was er da schreibt. Deshalb möchte ich seine Gedanken heute Morgen mit Ihnen teilen:

Punkt eins: „Jeder Mensch höre auf sein Gewissen.“ Das ist im Moment besonders wichtig. Wir sind sehr mit der Krise beschäftigt. Und vergessen dabei leicht, dass es ständig darauf ankommt, dass wir das Richtige tun. Wo kaufe ich ein? Wie viel an Vorrat lege ich an? Besuche ich meine betagte Mutter oder lasse ich es lieber bleiben?

Punkt zwei: „Jeder Mensch suche sich Vorbilder. Das ist möglich, denn es existieren welche.“ Mir gefällt wie Kästner dazu klarstellt, dass so ein Vorbild auch „Onkel Fritz aus Braunschweig“ sein kann und kein berühmter Mensch oder Heiliger sein muss. Vielmehr einer oder eine, die im Augenblick das rechte sagt oder tut. So wie es gerade viele prächtige Menschen gibt, die kreativ und solidarisch sind. Ich denke an all die Einkaufsinitiativen, Mundschutznäherinnen Leute, die Mut machen, sich Ihnen anzuschließen oder selbst kreativ zu werden.

Punkt drei: „Jeder Mensch gedenke immer seiner Kindheit.“ Kinder wissen ganz genau und instinktiv, was echt oder falsch - gut oder böse ist.

Und zu guter Letzt – Punkt vier:

„Jeder Mensch erwerbe sich Humor.  Der Humor rückt den Augenblick an die richtige Stelle.“ Und das braucht es gerade besonders. Dass ich Dinge ernst, aber nicht nur bierernst nehme. Vielleicht hilft der Humor mir auch ein wenig demütig zu werden, mich nicht für den Nabel der Welt zu halten. Darüber zu schmunzeln, wie  lustig wir mit kreativ gebastelten Masken in allen Farben und Formen aussehen. Wie wichtig das gerade jetzt ist: auch einmal lauthals zu lachen, wo etwas einfach lustig ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30737
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