SWR1 3vor8

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12APR2020
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„Fürchtet euch nicht!“ Das ist der Satz für mich. Aus dem Osterevangelium heute bleibt der hängen. Der Satz kommt irgendwie passend und unpassend zugleich. Ich fürchte mich nämlich sehr im Moment. Ich habe keine Ahnung, was das Corona-Virus und alles, was damit zusammenhängt mit uns macht, und wie es sich langfristig auf unser Leben auswirkt. Ich bin unsicher und das macht mir Angst.

Und auf der anderen Seite sehne ich mich genau nach so einem Zuspruch. Nach einem guten klaren Wort, dem ich vertraue. Da knallt es mir die Bibel heute vor den Kopf: „Fürchtet euch nicht!“

„Fürchtet euch nicht!“ sagt der Engel zu den Frauen, die das leere Grab von Jesus entdecken, nachdem der vor kurzem gestorben und jetzt auferstanden ist.

„Fürchtet euch nicht!“ sagt auch der Engel zu den Hirten als Jesus geboren worden ist.

Dieses „Fürchtet euch nicht!“ ist für mich wie eine Klammer um Jesu Leben. Es kommt in der Bibel viel öfter vor, aber dass es gerade am Anfang und am Ende in Jesu Leben steht, finde ich bemerkenswert.

Wenn Menschen ins Leben kommen und aus dem Leben gehen, ist genau das so wichtig. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Ich habe Kinder auf die Welt gebracht und war dabei, als mein Opa gestorben ist. „Hab keine Angst“, „Du schaffst das“, „es wird gut“ - das waren in den Situationen wichtige und ermutigende Worte für mich. Es waren zwar keine Engel, die das zu mir gesagt haben, aber meine Familie, mein Mann und die Hebammen. Ich hab diese Zusage gebraucht, um die körperlich und psychisch anstrengenden Momente zu packen. Und auch, um danach weiterzumachen. „Fürchte dich nicht“. Das nimmt mir meine Angst zwar nicht, aber es mildert sie. 

So geht es mir jetzt auch. Ich sehe schon realistisch auf das, was auf uns zukommt. Corona wird bleiben, es werden weiter Menschen krank, es werden weiter Menschen sterben und unser Gesundheitssystem wird an seine Grenzen kommen, wenn nicht darüber hinausgehen. Die Wirtschaft ist so belastet, wie seit langer Zeit nicht mehr. Kleine Unternehmer wissen nicht, wie es weitergeht. Das alles macht mir Angst, aber dieses klare „Fürchtet euch nicht“ hält mir auch vor Augen, dass ich zuversichtlich sein kann. Dass es irgendwann besser wird und dass wir Wege finden, um aus dieser Krise herauszukommen. Und das ist bei Gott keine hohle Phrase. Jesus hatte auch Angst. Er hat sich verabschieden müssen, er hatte Schmerzen, er war traurig, er ist gestorben. Mit der Auferstehung war das nicht alles weggenommen. Aber es hat jetzt eine andere Ausrichtung. Ins Leben hinein und nicht in den Tod.

Das ist meine Osterbotschaft. Meine Blickrichtung ist das Leben. Es wird nicht alles immer gut werden. Aber es gibt gute Gründe, sich trotzdem nicht dauerhaft zu fürchten. Zum Beispiel, dass Gott dabei ist und das Leben und den Tod kennt. Und dass das Leben gewonnen hat.

„Fürchtet Euch nicht“. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für dieses ganz andere Osterfest trotzdem frohe und lebendige Ostern!

  

zugrunde liegende Bibelstelle: Mt 28,1-10

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30729
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