Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17APR2020
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„Bleiben Sie gesund!“ Das rufen die Leute sich gerade zu auf der Straße, oder sie schreiben es unter Nachrichten und Briefe. Da ist ein neuer Abschiedsgruß entstanden. Und er zeigt, was jetzt wichtig ist.

„Bleiben Sie gesund!“ Dieser Wunsch an sich ist gar nicht so neu, glaube ich. „Hauptsache gesund!“ So habe ich es schon oft bei Geburtstagsbesuchen gehört. Oder, ausführlicher: „Das Wichtigste ist die Gesundheit!“

Keine Frage – Gesundheit ist ein hohes Gut. Das finde ich auch. Gerade in diesen Tagen wird mir das neu bewusst.

… aber ich frage mich auch: Ist Gesundheit wirklich das Allerwichtigste?

Es gibt ja Vorhersagen, die davon ausgehen: 60 bis 70 Prozent der deutschen Bevölkerung werden in nächster Zeit an Covid-19 erkranken. Kann man dann wirklich allen wünschen: „Bleiben Sie gesund!“?

Außerdem: Ich kenne Menschen, die sind kerngesund an Leib und Seele – und trotzdem haben sie es schwer. Und umgekehrt gibt es Menschen, die sind krank – und sagen voller Überzeugung: „Mir geht es gut.“ So einfach ist das also gar nicht mit der Gesundheit. Es scheint noch mehr zu geben, was im Leben wichtig ist.

„[…] Gott behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.“ [Psalm 121,7; Luther 2017] So lautet ein alter Wunsch mitten in der Bibel. „Behüten“ – das ist ein schönes Wort, finde ich. Und „behüten“, das kann man sich ja wortwörtlich vorstellen: Ein großer schützender Hut auf dem Kopf – bei Regen und Kälte ist das eine tolle Sache.

Wenn Gott einen Menschen behütet, dann kann das heißen: Er schenkt einem Gesundheit. Oder er sorgt dafür, dass eine Krankheit milde verläuft.

Vor allem aber heißt es, glaube ich: Gott behütet vor Angst und Panik. Vor dem Gefühl: Ich bin schutzlos ausgeliefert, niemand steht mir bei.

… vor allem darum geht es in diesen Tagen, glaube ich. Das wir mutig durch diese Krise gehen. Und auch anschließend nicht den Mut verlieren – wenn es darum geht, Schwachen zu helfen und Dinge gemeinsam wieder aufzubauen.

„Bleiben Sie gesund!“ Ich freue mich, wenn mir das jemand wünscht in diesen Tagen. Und ich hoffe auch, dass es gilt.

… aber selbst sage und schreibe ich: „Bleiben Sie behütet!“

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