SWR1 3vor8

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13APR2020
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Jesus ist auferstanden! Gott hat den Mann auferweckt, den sie wie einen Verbrecher hingerichtet hatten. Das war die grundstürzende Erfahrung der Jünger damals, drei Tage nach seinem Tod. „Plötzlich war er bei uns im Raum“, haben sie später gesagt, „obwohl wir doch die Türen verschlossen hatten aus lauter Angst. Wir dachten zuerst, das wäre eine Fata Morgana, ein Gespenst. Da durften wir ihn anfassen. Und er hat sogar mit uns gegessen – wie früher“. So haben die Jünger Jesu - völlig überwältigt - erzählt.

Lukas, der Evangelist, hat aufgeschrieben, was man ihm erzählt hat. Heute wird darüber in den evangelischen Gottesdiensten gepredigt (Lk 24, 36-45), die in Radio und Fernsehen und im Internet zu sehen und zu hören sind. Lukas hat sich vielleicht gewundert über das, was man ihm erzählt hat. Aber anscheinend hat er sich gedacht: Zu seinen Lebzeiten konnte Jesus Blinde sehend machen, Taube hörend, er konnte Kranke heilen, dafür sorgen, dass ein schweres Unwetter abzog ohne Schaden anzurichten. Warum hätte Lukas anzweifeln sollen, was er über den Auferstandenen gehört hat?

Und ich mit meinem aufgeklärten Denken im 21. Jahrhundert, ich lerne: Auch damals waren die Jünger anscheinend skeptisch. Sie glaubten zuerst, ein Gespenst zu sehen. Sie trauten ihren Augen nicht. Sie brauchten Bestätigungen. Erst eine: sie durften Jesus anfassen. Dann noch eine: Er hat mit ihnen gegessen. Es war wie früher, als sie mit Jesus unterwegs waren. Da waren sie überzeugt: Jesus ist bei uns. Er ist auferstanden. Gott hat ihn auferweckt. Gott ist stärker als der Tod.

Ich lerne: Jesus hat auch damals nicht blinden Glauben verlangt. Er war nicht empört, dass sie ihn zunächst für ein Gespenster gehalten haben . Er ist seinen Freunden nahe gekommen, sie konnten ihn spüren. Er hat sie Gemeinschaft erleben lassen, wie sie vorher nur mit ihm möglich war. Jesus weiß: Glauben können Menschen nicht immer aus eigenem Entschluss und eigener Kraft. Zu vieles spricht oft dagegen, gerade in schweren Zeiten.

An diesem Ostermontag 2020, mitten in der Corona-Krise, lerne ich: Gott hilft denen zu glauben und auf ihn zu vertrauen, denen das schwer fällt. Die sich fragen: Wo ist Gott in Zeiten wie diesen? Und ich denke an den Besuch bei meinen Enkeln im Garten – alle auf Abstand natürlich und ohne die Oma zu knuddeln. Wie schön, dass es das gibt. Ich denke an die Lieder im Radiogottesdienst – ich kann mitsingen und weiß : viele andere tun das jetzt auch. Krankheit und Tod haben nicht das letzte Wort. Jesus ist auferstanden. Und wir werden aufleben. Bald.

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