Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

07APR2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich mag den Gedankennicht besonders: In der Krise könnte eine Chance liegen. Da beschleicht mich sofort der Verdacht, jemand will von den echten Problemen ablenken. Gerade in der Corona-Krise scheint mir jede Verharmlosung unangebracht. Aber eine Idee hat mir imponiert. Weil sie durch und durch klug und menschenfreundlich ist. António Guterres, der Generalsekretär der UNO, hat gesagt: „Ich rufe zu einem sofortigen globalen Waffenstillstand auf.“ Gleich am Beginn der globalen Pandemie hat er sich in einer eindrucksvollen Videobotschaft an die Welt gewandt. Und den weltweiten Stopp aller Kampfhandlungen gefordert. Seine Botschaft ist kurz aufgeblitzt. Aber dann schnell wieder in der Überfülle an Zahlen und Fakten zu Corona untergegangen. Immerhin hat Papst Franziskus sich dem angeschlossen und es vor wenigen Tagen bekräftigt.

Große Ideale und wohlmeinende Forderungen haben es in Krisenzeiten noch schwerer als sonst. Trotzdem ist es richtig, diese Chance nicht verstreichen zu lassen. Was zu einer der größten gesundheitlichen Katastrophen zu werden droht, die unsere Welt als Ganze bisher erlebt hat, könnte so auf einmal einen Neuanfang in sich bergen. Allerdings müssten dazu alle Beteiligten den Ernst der Lage erkennen. Die Kriegsparteien in Syrien müssten zugeben, dass es in ihrem unbarmherzigen Konflikt nur Verlierer gibt. In Afrika, wo es besonders viele Kriegsherde gibt - in Kamerun, im Kongo, im Sudan - werden alle Mittel und Möglichkeiten gebraucht werden, dem Virus etwas entgegenzusetzen, wenn es erstmal dort angekommen ist.

Mir ist bewusst: Weder der UNO-Generalsekretär noch der Papst haben Truppen hinter sich. Sie haben nichts in der Hand, um die wirklich Mächtigen zur Vernunft zu bringen. Außer ihrer ehrlichen Absicht. Und der Wahrheit, die aus ihren Worten spricht. In dieser Hinsicht sind sie einem sehr ähnlich, der es auch so probiert hat: Mit guten Worten, mit großem Vertrauen, ohne Gewalt und Berechnung. In dieser Woche vor Ostern bedenkt die Christenheit den Weg des Jesus aus Nazareth. Er endet fürs erste am Kreuz, mit seinem Tod. Und auch damals scheint es so, als sei das kaum der Rede wert. Aber was sich dann daraus entwickelt hat, verändert unsere Welt bis heute. Tag für Tag. Dass der gekreuzigte Jesus ein Liebesbeweis ist. Dass diese Liebe sich seither durch die Geschichte der Menschheit zieht. Dass sie auch mich zur Liebe aufruft. Und die Welt zum Frieden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30653
weiterlesen...