Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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03APR2020
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Sind reiche Leute kapitalistische Ausbeuter? Und Arme die besseren Menschen? Solche Urteile gibt es. Man kann die Menschen sehr einfach einteilen in gut und böse, wenn man so denkt. Aber das andere stimmt natürlich genauso: In manchen Armenvierteln eines Landes ist die Kriminalität besonders hoch. Und viele Wohlhabende übernehmen Verantwortung und unterstützen die Schwächeren mit ihrem Geld.

Jetzt habe ich gelesen, dass in den Kliniken Atemmasken und Desinfektionsmittel gestohlen wurden. Aus Angst vor dem Virus. Und in den Kliniken fehlen sie für die wirklich Kranken. Wer macht so etwas, habe ich mich gefragt. Womöglich Menschen wie Sie und ich? Gerade schlechte Zeiten bringen auch die schlimmen Seiten der Menschen zum Vorschein.

„Das Trachten der Menschen ist böse von Jugend an!“ (1. Mose 8, 21) heißt es in der Bibel am Ende der Geschichte von der Sintflut. Gott, wird erzählt, habe erkannt, dass daran nichts zu ändern sei. Auch Predigten und die Androhung von Strafe helfen nicht. Die Menschen sind böse und jeder denkt nur an sich.

Aber das andere ist ja auch wahr. Es gibt gerade auch in der Bibel Geschichten von Menschen, die über ihren Schatten springen. Zum Beispiel die Witwe in Zarpath, die während einer Hungersnot nichts mehr hat für sich und ihr Kind (1. Kön 17). Kaum noch Öl und Mehl für ein letztes Fladenbrot, dann werden sie verhungern müssen. Und dann kommt auch noch ein Fremder, hungrig und bittet um etwas zu Essen. Erst will die Frau ihm nichts geben. Ist nicht ihr Kind wichtiger als dieser Fremde? Der Fremde ist Elia, ein Gottesmann. Der verspricht ihr: „Fürchte dich nicht!... Gib auch mir zu essen. Du wirst sehen: Das Öl wird nicht ausgehen und das Mehl auch nicht, bis die Hungersnot vorbei ist“. Da wagt es die Frau und gibt dem Fremden und macht Essen für sich und ihren Sohn – und das, solange die Hungerzeit dauert. Alle drei überleben.

Was sagen mir diese Notizen aus der Bibel? Einmal: Wohl jede und jeder hat den Impuls „ich zuerst!“. Das ist normal. Vielleicht ist es auch gut so. Manche machen das leider auch mit bösen Mitteln. Dabei bleiben die anderen leicht auf der Strecke, grade in schwierigen Zeiten. Aber jede und jeder kann auch anders handeln. Wie die Witwe aus Zarpath: fürsorglich, barmherzig und vertrauensvoll. So, wie jetzt besonders die Pflegekräfte und Ärzte.

Vertrauensvoll. Ich glaube, das ist das Geheimnis. Vertrauen auf das Leben, das doch weitergehen wird. Besser noch: Vertrauen auf Gott, der die Barmherzigen nicht im Stich lässt. So kann man ein guter Mensch sein, egal ob arm oder reich..

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30615
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