Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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31MRZ2020
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„Die Welt ist nicht sicher. Und wir müssen lernen, das auszuhalten.“ Das sagt der Psychotherapeut Jan Kalbitzer. Er zählt die Katastrophen der letzten Monate auf: Die Brände in Australien, die gezeigt haben, wie machtlos Menschen gegen den Klimawandel sind. Das Elend von Millionen Geflüchteten aus den Kriegsgebieten in Nahen Osten und in Afrika. Sie stehen an den Grenzen Europas und keiner weiß, was jetzt getan werden kann. Die Morde in unserem Land, in Hanau, in Halle, in Kassel. Sie machen klar: Unser Miteinander ist vom Rassismus bedroht. Und jetzt die Corona-Pandemie: Die meisten von uns wird es treffen. Die Welt ist nicht sicher.

Es gibt verschiedene Strategien, gegen dieses Gefühl der Unsicherheit. Man kann die Bedrohung leugnen und weglügen. Man kann sich das vom Leib halten und sagen: Ich bin jung und gesund, ich lebe im sicheren Europa – mich wird es schon nicht treffen. Aber spätestens das Coronavirus zeigt: Es kann uns alle treffen. Und es geht uns alle an. Die Welt ist nicht das Paradies. Nirgends.

Aber das andere stimmt auch: „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim 1,7) Das haben schon die ersten Christen sich gegenseitig versichert. Und ich meine, auf diesen Geist Gottes können wir uns auch heute verlassen. Und etwas tun, um die Katastrophen durchzustehen.

Wenn auch jeder einzelne nicht viel tun kann: Gemeinsam können wir Kräfte entwickeln und Maßnahmen ergreifen. Gemeinsam können wir etwas tun, um zum Beispiel die Klimaerwärmung zu verlangsamen – oder sogar zu verhindern. Jeder kann seinen Teil dazu leisten. Jeder an seinem Platz. Und gemeinsam haben wir Kraft und können das schaffen.

Wir können Liebe üben. Trotz eigener Sorgen auch an die anderen denken. Jetzt, während der Coronakrise gibt es viele Ideen Dafür sorgen, dass niemand sich allein gelassen fühlt. Telefonieren ist kein Ersatz für Besuche. Aber immerhin. Das Fernsehen bietet eine Art Schulfunk mit Bild. Im Internet machen Künstler Musik, teilweise hören tausende zu. Man kann sich und anderen ab und zu etwas Schönes gönnen, auch wenn das Leben eingeschränkt ist. Gottes Geist ist auch ein Geist der liebevollen Phantasie.

Und Besonnenheit kann er schenken. Dass wir uns nicht gegenseitig verrückt machen. Für Gesunde besteht kein Grund zur Beunruhigung, auch nicht wenn sie sich anstecken. Sie können zuhause bleiben, bis sie gesund sind. Und sich dann erst recht um die anderen kümmern.

Ich glaube, so können wir miteinander aushalten, dass die Welt unsicher ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30612
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