Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Sie schickt der Himmel“, sagte der alte Haudegen Mulatu Tafesse und umarmte mich. Vor ziemlich genau einem Jahr in einem Slum in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens. Ich stand im Hof seines Staßenmütterprojekts „Godanaw“. Godanaw heißt Straße und aus den Straßen Addis Abebas kommen die Mädchen und finden dort Zuflucht. Sie sind zwischen 12 und 16 Jahre alt und schwanger oder sie haben ihre Babys schon zur Welt gebracht, auf der Straße.
Mulatu Tafesse, der etwa 60jährige Äthiopier geht am Krückstock und hat ein großes Herz. Der Direktor von Godanaw hat für die UNO und für Nicht- Regierungsorganisationen gearbeitet, bevor er einen schweren Unfall hatte. Der Unfall hat sein Leben verändert. Er wollte noch gezielter, direkter helfen und er gründete Godanaw. Er kaufte Schiffscontainer, malte sie bunt an und baute mit ihnen ein Zufluchtshaus. Ein Haus in dem die vergewaltigten, schwangeren, sich prostituierenden oder bettelnden Mädchen mit ihren Babys Schutz finden. Ich kannte das Projekt bereits durch Informationsmaterial von Misereor, dem katholischen Hilfswerk, das gestern seinen 50. Geburtstag gefeiert hat. Misereor ist Partner von Godanaw und unterstützt dieses Projekt. Als ich vor einem Jahr in Äthiopien war, wollte ich dieses Projekt unbedingt sehen. Es war schön und traurig zugleich in die Augen der Mädchen zu sehen, in dankbare, traurig-wissende Augen. Augen von Mädchen, die schon so viel schlimmes erleben mussten und im Teeniealter in die Mutterrolle katapultiert wurden. Damit sie nicht wieder auf die Straße zurückkehren müssen, bekommen sie bei Godanow eine Ausbildung. Weil dabei aber ihre Kinder Betreuung benötigen, braucht Godanaw jetzt einen Kindergarten. Dass auch das klappen wird, ist sich Mulatu Tafesse sicher: „...denn „Mother Mary is my manager“ sagt er, „die Gottesmutter Maria ist meine Managerin“, „und die schickt mir immer wieder Menschen, die helfen“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3060
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