Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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04MRZ2020
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Manchmal kommt mir die Kirche ein bisschen vor wie die Rolling Stones. Ok, der Vergleich hinkt ein bisschen: Die Kirche hat natürlich keine „Sympathie für den Teufel“ wie die Stones in ihrem Song „Sympathy fort he devil“.

Aber was ich meine, ist: Die Rolling Stones klingen nur zusammen gut. Wenn die Band im Studio ist, werden die einzelnen Instrumente getrennt aufgenommen. Und man kann sich die einzelnen Spuren dann auch einzeln anhören. Tontechniker oder Musikproduzenten, die mit der Band gearbeitet haben, berichten immer wieder: Es klingt grauenhaft, wenn man Mick, Keith, Ron, Charlie und Darryl Jones getrennt voneinander hört. Jemand hat sogar einmal gesagt: Es hört sich an, als ob sie unterschiedliche Songs spielen. Aber wenn man alle zusammen hört, klingt es sensationell und einzigartig, so, wie eben nur die Rolling Stones klingen können.

Nur zusammen kommt etwas Gutes raus. – Ein bisschen so kommt mir die Kirche auch vor. Zu jedem Thema gibt es in der Kirche unterschiedliche Meinungen. Für die einen ist die Diakonie das wichtigste: Kirche soll sich vor allem für benachteiligte Menschen einsetzen. Für die anderen steht die persönliche Beziehung zu Gott im Mittelpunkt: Kirche muss die Menschen zuallererst zum Glauben einladen, sagen sie. Und viele andere Fragen sind auch umstritten: Wie politisch soll die Kirche sein? Oder: Wie ist die Bibel zu verstehen?

Oft hört es sich an, als ob sich die Meinungen komplett widersprechen. Und für sich genommen kommen einem die Stimmen manchmal furchtbar einseitig vor. Aber ich glaube, jede Stimme betont einen wichtigen Aspekt und sorgt so dafür, dass er nicht vergessen wird. Und zusammengenommen kommt dann meistens ein gutes, ausgewogenes Ergebnis heraus.

Auch Streit gibt es in der Kirche. Wie bei den Rolling Stones: Mick Jagger und Keith Richards liegen sich seit Jahrzehnten immer wieder in den Haaren, hört man. Aber letztlich verbindet sie doch eine gemeinsame Sache: Die Liebe zur Musik. Deshalb stehen sie seit fast sechs Jahrzehnten immer noch zusammen auf der Bühne.

Ich finde: Auch die Kirche hat eine gemeinsame Sache, die sie zusammenhält, oder besser gesagt eine Person: Jesus Christus. Er ist ihr wichtig. An ihm versucht sie sich zu orientieren. Von ihm erzählt sie immer noch – seit fast 2000 Jahren. Ich glaube, diese gemeinsame Botschaft macht auch die Kirche einzigartig. Sie lautet: Gott liebt seine Menschen so sehr, dass er selbst Mensch geworden ist. Jesus Christus ist in die Welt gekommen, damit wir versöhnt leben können: mit Gott, mit uns selbst und untereinander.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30438
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