Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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02MRZ2020
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Wenn man sich für andere engagiert, weiß man nie, was draus wird. Es ist ein bisschen so wie mit meinem Lieblingssong von den Beatles.

Die Beatles hatten ja bekanntlich viele Hits. Unglaubliche 27 Beatles-Songs haben es auf Platz eins der Charts geschafft. Mein Lieblingslied von den Beatles ist allerdings ziemlich unbekannt. Es kam nicht einmal als Single heraus. Es ist auf dem so genannten „Weißen Album“, eine Minute und 46 Sekunden kurz und heißt „I will“.

Dieses unscheinbare Liedchen hat über die Jahre aber ein erstaunliches Eigenleben entwickelt. Obwohl es kein Hit war, haben viele Musiker es aufgegriffen. Sie haben es nicht einfach nachgespielt, sondern ihre eigenen Versionen daraus gemacht. Besonders Jazz-Musiker haben aus „I will“ großartige Stücke geschaffen. Ich glaube, Paul McCartney hatte keinen blassen Schimmer, was daraus werden kann, als er die ziemlich schlichte Melodie geschrieben hat.

Viele Menschen wissen auch nicht so recht, was aus dem wird, was sie tun. Ich glaube das geht besonders Menschen so, die sich um andere kümmern: Eltern, Erzieherinnen oder Lehrer, die Kinder begleiten, Seelsorgerinnen und Pfarrer, die für ihre Gemeinde da sind oder Ehrenamtliche, die sich für Geflüchtete engagieren. Ein Handwerker sieht am Ende des Tages, was er geschafft hat. Eine Verkäuferin weiß es, wenn sie abends die Abrechnung macht. Für Menschen, die sich um andere kümmern, ist das nicht so leicht zu erkennen. Manche fragen sich vielleicht: Bringt das überhaupt etwas, was ich mache? Hat das irgendwelche positiven Folgen? Oder ist mein ganzes Engagement umsonst?

Ich denke, beim Engagement für andere ist es wie mit diesem „I will“ von den Beatles. Was man tut, wirkt vielleicht auf den ersten Blick schlicht und unscheinbar. Aber man kann nie wissen, was daraus wird. Vielleicht löst ein einziges gutes Wort, etwas Wichtiges bei einem anderen Menschen aus. Und eine kleine gute Tat bleibt unvergessen und wirkt weiter. Und möglicherweise bekommt man von all dem gar nichts mit.

Vielleicht sollte man sich deshalb gar nicht so viele Gedanken darüber machen, was aus dem wird, was man tut. Vielleicht sollte man es so machen wie der Bauer, von dem Jesus einmal erzählt hat. Der streut Saatgut auf sein Feld. Und das macht er sicher gut und gewissenhaft, denke ich mir. Aber dann erzählt Jesus von ihm: Der Bauer „legt sich schlafen, er steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen; und die Saat geht auf und wächst – wie, das weiß er selbst nicht“ (Markus 4,27, Neue Genfer Übersetzung).

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