Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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27FEB2020
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Manchen Autowerkern im Ländle ist es gegenwärtig etwas mulmig zumute. Dem Verbrenner läutet das Totenglöcklein, das E-Mobil soll ihn nach und nach ersetzen. Doch diese „Transformation“ wird Zehntausende von Arbeitsplätzen kosten, denn der Elektro-Antrieb ist mit weit weniger Arbeit zu produzieren. Kein Tag ohne schaurige Prognosen über Stellenabbau, Werkschließungen und Verlagerungen. 

Das alles war lange schon vorauszusehen. Statt rechtzeitig gegenzusteuern, haben die Konzerne die alte Technologie immer noch mehr ausgereizt und am Ende Gott und die Welt mit falschen Abgaswerten belogen. Jetzt kostet sie der „Diesel-Skandal“ Milliarden an Bußgeldern und Entschädigungen. Schon ein Bruchteil dieser Mittel hätte genügt, um die Forschung nach alternativen Antrieben voranzubringen. Nun droht Auto-Deutschland ins Hintertreffen zu geraten. 

Um diese Krise zu meistern, müssen alle ans gleiche Seil: Konzerne und  Arbeitgeberverbände, die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften ebenso wie Regierungen und die Arbeitsverwaltung. Als erstes ist eine gewaltige Bildungsoffensive zu stemmen. Unterstützt durch ein Kurzarbeitergeld müssen die Unternehmen ihre Leute für die Arbeit von morgen qualifizieren. Wer sich da verweigert, hat schon verloren. 

Dennoch: Die neue Mobilität braucht weniger Arbeit. Also müsste man sie neu und anders verteilen, damit alle Beschäftigten an Bord bleiben. Die Arbeit würde leichter, die Arbeitszeiten kürzer. Ein Segen vor allem auch für die Männer. Sie hätten Zeit, sich intensiver um Kinder und Haushalt zu kümmern. Männer und Frauen könnten sich mehr als bisher gesellschaftlich und politisch engagieren. 

Massenhaft zu entlassen oder Werke einfach zu schließen, wäre töricht und dumm! Das sind die alten rostigen Hämmer aus dem Frühkapitalismus. Weg damit in die Tonne! Denn gerade in der Krise ist das „Gold in den Köpfen“, das Können und der Fleiß der Beschäftigten unverzichtbar. Daher wird es endlich Zeit, die Belegschaften selbst in diese Umstrukturierung miteinzubeziehen. Das wäre die eigentliche Transformation.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30405
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