SWR3 Gedanken

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11FEB2020
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Pro Tag drei Kirchen werden in Frankreich beschmiert, bestohlen, geschändet. Als ich die Zahlen gelesen habe, war ich geschockt. Die Täter, so die Statistik, tun das in den allermeisten Fällen gar nicht, weil sie etwas gegen Kirche hätten. Natürlich gibt es die, die stehlen, um Geld zu erbeuten. Die meisten Täter aber sind Jugendliche, die es aus Langeweile tun. Meist ist Alkohol im Spiel und der Gruppendruck, mal was Geiles zu machen. So was wie in Gebetsecken pinkeln oder Wände, Statuen und Kreuze mit Graffiti besprühen. Was mich am meisten erschüttert hat: Es gibt in den französischen Städten und Gemeinden keinen Aufschrei, niemand geht auf die Straße, verteidigt die Räume, die doch eigentlich heilige und heilsame Räume für alle sein sollen.

Vielleicht weil in Frankreich die Kirchen nicht mehr so wichtig sind. Es gibt nur noch eine Handvoll Priester, in vielen Kirchen auf dem Land, wird vielleicht ein oder zwei Mal pro Jahr noch die Messe gefeiert.

Und bei uns in Deutschland? Gott sei Dank wollen bei uns noch viele, dass die Kirche im Dorf bleibt. Aber auch wir haben immer weniger katholische Priester oder evangelische Pfarrer bzw. Pfarrerinnen. Auch bei uns gibt es immer weniger Gläubige. Auch unsere Kirchen stehen immer öfter leer. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir alle uns fragen: was machen wir mit den Kirchengebäuden? Sollen sie bleiben als Mittelpunkt eines Dorfes, als Teil unserer Geschichte, als architektonische Kleinode, voll von Kunstwerken und Schätzen? Oder einfach nur als ein Ort, an den ich mich flüchten kann, wenn mir das Leben zu schwer wird? Ein Ort, an dem ich meine Last ablegen und mit Gott reden kann. Oder einfach nur Ruhe finde.

« Eglises profanées, des victimes silencieuses. Wiederholt und seit zehn Jahren immer häufiger werden Kirchen geschändet. Ein Bericht über ein beunruhigendes Phänomen, das jedoch nur sehr wenige aktiv werden lässt.“ Ecoute 1/2020.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30288
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