Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08FEB2020
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Neulich habe ich mit meiner kleinen Enkeltochter Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt. Dabei habe ich gehofft, dass ich nicht gewinne. Denn es ist viel schöner zu sehen wie sie sich über den Sieg freut, als selber zu gewinnen.

Eine Witwe in unserer Gemeinde hat bei einer Tombola den Hauptgewinn gezogen, eine Reise nach Österreich. Und wir konnten ihr aus vollem Herzen sagen: Das freut uns so für dich.

Der Satz: Ich freue mich für dich, ist ein großer Schatz. Er vermehrt die Freude in unserem Leben durch das Glück anderer. Schade, dass man ihn so selten hört.

Der Volksmund sagt: Vorfreude ist die schönste Freude. Aber ist die Mitfreude nicht noch größer? Unmittelbar teilzuhaben an der Freude eines anderen.

Nicht umsonst heißt es in der Bibel: Freut euch mit den Fröhlichen.Aber warum fällt uns das oft nicht leicht.

Wir haben 18 Jahre im Rheinland gelebt. Und dort gibt es die Redensart: Mer muss och jönne ko?nne. Übersetzt für alle Nichtrheinländer: Man muss auch gönnen können.

Ja mit dem Gönnen ist das nicht immer leicht. Es will schon gekonnt sein. Wenn es dem anderen besser geht als mir, dann muss ich erst mal schlucken. Womit hat er das verdient, worüber ich mich auch gefreut hätte. Dann kommt leicht Neid auf oder sogar Missgunst, das Gegenteil von gönnen.

Solange der andere weniger hat oder es ihm schlechter geht, fällt das Gönnen leicht. Dann kann ich großherzig sein und freue mich mit ihm oder ihr über ein kleines Glück oder einen Erfolg.

Es hängt also viel davon ab wie ich mich selbst wahrnehme. Wenn ich begreife, wieviel Gutes ich habe, wie reich ich gesegnet bin, dann kann ich mich leichter mit anderen freuen, wenn ihnen Gutes widerfährt oder ihnen etwas gelingt.

Es lohnt einen neuen Blick einzuüben. Den Blick für die Fülle meines Lebens, statt den Blick, der nur den Mangel sieht. Der Mangelblick sieht nur, was ich nicht habe, was mir vermeintlich mangelt. Der Fülleblick nimmt wahr, wie reich mein Leben gefüllt ist mit Gutem: liebe Menschen, Gesundheit, warme Wohnung, Essen, Reisen usw.

Je bewusster und dankbarerer ich auf das Gute in meinem Leben schaue, umso leichter kann ich mich über das Gute des Nächsten mitfreuen. Und damit wiederum mache ich mein Leben reicher. Reicher an Freude. Und darauf will ich nicht verzichten!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30254
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