SWR1 3vor8

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26JAN2020
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Ich begreife es nicht. Ich kann es einfach nicht verstehen. So oft ich diese Bibelstelle lese oder höre, stellen sich mir alle Haare zu Berge. Jesus fragt junge Fischer, ob sie ab sofort mit ihm als seine Jünger durchs Land ziehen wollen. Und dann heißt es: „Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.“ Und: „Er rief sie und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus nach.“

Wie können Simon, Andreas, Jakobus und Johannes einfach mitgehen? Sie haben doch ganz sicher Familien. Frauen, Kinder, Eltern, Geschwister, vielleicht ein Haus. Es ist mir unbegreiflich, dass das so ohne Einwand geht. Das klingt fast als seien sie hypnotisiert. Ein bisschen Guru-mäßig.

Vielleicht war das so mit Jesus. Seine Person hat die Menschen so in den Bann gezogen, dass sie gar keine andere Chance hatten, als mit ihm zu gehen.

Interessant finde ich, dass Jesus kein großes Geplänkel vorher macht. Er stellt sich nicht vor und erklärt, was er will oder warum er die Jungs anspricht. Er sagt einfach: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Zwei Sätze. Die für Simon, Andreas und die anderen die Welt bedeuten. Diese Sätze müssen direkt ins Mark getroffen haben. Einen Punkt, an dem die Männer nicht anders konnten, als alles stehen und liegen zu lassen und mitzugehen. Vielleicht haben die Jünger in diesem Moment ganz tief verstanden, oder gesehen, wer Jesus ist und dass er Großes vorhat. Sie sind auf jeden Fall tatsächlich umgekehrt und haben neu angefangen.

Jesu Wort bewegt was. Nicht immer so existenziell wie bei den Jüngern. Aber im Kleinen kenne ich das auch. Ich höre oder lese eine Bibelstelle und plötzlich fallen mir Dinge auf, die ich noch nie bemerkt habe. Oder es tauchen Fragen auf, über die ich dann lange nachdenken muss. So wie bei dieser Bibelstelle heute. Warum gehen die Jungs einfach so mit? Erst mit der Zeit hab ich meine Antwort gefunden, dass Jesus als Person und seine Worte sie mitgerissen haben.

Noch ein Beispiel für Worte die bewegen. Allerdings außerhalb der Bibel: Ich hab bei einer Freundin den Satz gelesen: `Es gibt Menschen, die sind wie eine Herberge.´ Bingo, hab ich gedacht. Das bringt auf den Punkt, was ich bei einigen Freundinnen oder bei meinem Mann fühle. Wenn sie um mich sind, bin ich zu Hause. Egal wo.

Es gibt diese Worte, die mitten ins Herz treffen und was bewegen.

  

zu Grunde liegende Bibelstelle: Mt 4,12-23

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30206
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