Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

27JAN2020
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„Ein Mensch lebt keine hundert Jahre, aber er macht sich Sorgen für tausend.“ Da hab ich mich ganz gut wiedergefunden in diesem Spruch. Denn was hab ich mir nicht schon Sorgen gemacht in meinem Leben.

Und viele, ich will nicht sagen die meisten, aber viele davon waren unbegründet. Aber man weiß das halt vorher nicht. Und wer beherrscht schon die große Kunst, die unnötigen Sorgen von den berechtigten zu unterscheiden?
Und worum kann man sich nicht alles Sorgen machen: Um die Gesundheit, die Kinder, den Mann, die Frau, den Besitz, das Geld, den Beruf, den Betrieb, das Klima, den Frieden und die Zukunft unseres Planeten. So viel um das man sich weiß Gott Sorgen machen kann.
Was also tun, um sich nicht von den Sorgen erdrücken zu lassen oder zu viel Lebenszeit mit unnötigen Sorgen zu verschwenden?

Sie klein halten oder nicht an sich rankommen lassen ist eine Möglichkeit. Vor allem im Bett! Versuchen, die Sorgen mit den Kleidern abzulegen und ihnen sagen: ihr bleibt mal ganz schön draußen, da drüben bei den Kleidern. Das mag vielleicht gut sein für die Nacht, aber wenn sie dann am nächsten Morgen wieder versammelt vor dem Bett stehen dann hilft das auf Dauer auch nicht. Denn echte Sorgen schaffen es überall hin und zu jeder Zeit. Darum ist Reden eine gute Möglichkeit mit Sorgen umzugehen. Die Sorgen in einem Gespräch prüfen, ob sie auch berechtigt sind oder nur eine unbestimmte Angst. Dieses Gespräch kann mit einem nahestehenden Menschen sein oder mit Gott im Gebet.

Der Theologe Helmut Gollwitzer hat einmal sehr schön beschrieben, wie wohltuend das Gebet bei Sorgen sein kann. Er hat es „die Tür aus dem Gefängnis unserer Sorge“ genannt. Aber Beten allein hilft ja oft auch  nicht. Wenn sich die Sorgen als berechtigt zeigen oder gar als Realität, dann gilt es sie anzupacken. Wie eine Brennnessel, die mehr brennt, wenn sie einen nur streift und weniger wenn man sie feste anpackt.

Dieses Anpacken hilft, weil man sich dann nicht mehr so ohnmächtig fühlt.
Und wenn man dann irgendwann genug getan hat oder eben das, was man tun kann, dann ist es wichtig loslassen zu können. Es dem Schicksal, dem lieben Gott oder wem auch immer zu überlassen was nun kommt oder nicht. Damit wir in diesem einen Leben nicht Sorgen für zehn haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30200
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