Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

15JAN2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich singe in Freiburg im ORSO-Chor mit. Vor ein paar Wochen hatte ich da ein interessantes Erlebnis. Unserem Dirigenten ging es nicht besonders gut. Eigentlich wäre er lieber im Bett geblieben, aber weil ein Konzert vor der Tür stand, hat er die Probe nicht abgesagt.

Am Anfang war er ungewöhnlich zurückhaltend, aber im Laufe der Probe wurde es immer besser, die Konzentration auf die Musik ließ ihn seine Schwäche doch recht gut vergessen. Am Schluss war tatsächlich schon fast das übliche Temperament da.

Ich fand das sehr bemerkenswert. Es hat mir gezeigt, welch großen Einfluss Musik auf den Menschen hat.

Das kann ich auch an mir selbst erleben. Wenn ich recht abgeschlagen bin und kaputt, setze ich mich gerne an die Orgel und spiele, entweder nach Noten oder einfach drauf los. Dabei bemerke ich, wie meine Lebensgeister so langsam wieder zurückkehren.

Auch in der Bibel wird über Musik berichtet. Einer der größten Musiker war David, ein Hirtenjunge aus Bethlehem, der Harfe spielen konnte. Als König Saul davon gehört hat, hat er David mit seiner Harfe zu sich eingeladen. Denn er hat immer wieder unter seiner Schwermütigkeit gelitten, heute würden wir Depressionen dazu sagen. Wenn David auf seiner Harfe gespielt hat, hat sich die Stimmung des Königs recht schnell aufgehellt. Er hat es geschafft, mit seinem Harfenspiel den König aus seinen Depressionen zu befreien. (1 Sam 16,17-22)

Ich habe bereits in der Grundschule angefangen, Akkordeon zu spielen. Bei vielen Veranstaltungen habe ich damit Musik gemacht und konnte so die Feiernden erfreuen. Vor Weihnachten habe ich mit den Grundschulkindern in Furtwangen Advents- und Weihnachtslieder gesungen. Es war eine Freude, die Kinder beim Singen zu erleben, gelöst und fröhlich.

Und selbst wenn Menschen Angst haben, fangen sie häufig an zu singen, zum Beispiel im dunklen Keller oder bei der Nachtwanderung.

John Miles hat es in seinem großen Song „Music“ so ausgedrückt:

„Music was my first love, and it will be my last.“

Musik ist meine erste Liebe gewesen, und sie wird auch meine letzte sein.

Musik der neuen Zeit und der Zukunft, auch die Musik der Vergangenheit.

Ohne meine Musik zu leben, wäre für mich nicht möglich.

Denn durch die Welt voller Probleme zieht mich meine Musik hindurch.

Pfarrer Joachim Sohn, Furtwangen, alt-katholische Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30118
weiterlesen...