Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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11JAN2020
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Über gute Eltern wird zu wenig geredet. Von schlechten, die ihre Kinder verwahrlosen lassen, missbrauchen, die gewalttätig sind oder ihre Kinder einengen und unter Druck setzen: von denen kann man dauernd irgendwo hören und lesen. Dabei tut die große Mehrheit der Eltern alles für ihre Kinder.

Auch von guten Lehrern wird viel zu wenig geredet. Dabei gibt es so viele motivierte, engagierte Lehrer und Lehrerinnen: die unterrichten nicht bloß Mathe und Physik, Deutsch und Geschichte. Die unterrichten ihre Schüler, damit sie einen Zugang zur Welt finden und werden können, was ihrer Begabung entspricht. Genau wie die Eltern, die ihren Kindern Lust machen auf das Leben.

Dazu brauchen die Eltern und die Lehrer Gelegenheit. Zeit also für die Kinder, nicht immer neue Aufgaben und Lehrpläne und Erziehungsratgeber. Lehrer und Eltern brauchen Zeit, denn Erziehung und Bildung sind 10% Information – und 90 Prozent miteinander leben und den Kindern vor-leben. Die Kinder müssen sehen, was mir Freude macht, was mir wichtig ist – dann können sie sich orientieren. Auch wenn ich mir noch so viel Mühe gebe mit klugen Reden – am Ende schauen sie, wie ich lebe und was ich tue. Daran orientieren sie sich. Entweder übernehmen sie es. Oder sie sagen: Nein, so ganz bestimmt nicht!

Was also macht gute Eltern aus und gute Lehrer? Ich glaube, sie müssen ihren Kindern Begeisterung fürs Leben vermitteln. Und Hoffnung. Hoffnung, dass die Welt gut ist und dass sie etwas tun können, damit sie besser wird und ihr Leben auch. Was ganz bestimmt verkehrt ist: Dass Eltern und Lehrer Angst vermitteln. Angst, dass die Kinder es nicht schaffen könnten. Dass sie immer mehr lernen müssen und keine Fehler machen dürfen. Das verunsichert die Kinder und macht ihnen Angst vor dem Leben.

Seine Zeitgenossen haben Jesus „Lehrer“ genannt. Er hat mit seinen erwachsenen Schülern gelebt. Er hat sie sehen lassen, wie er mit den Menschen umgeht. Einer hat ihn mal gefragt: „Wo wohnst du?“ Da hat Jesus geantwortet: „Komm und sieh!“. Das war überhaupt seine Art, Lehrer zu sein, scheint mir. Er hat mit den Schülern gesprochen. Auf ihre Fragen geantwortet, die aus seiner Art zu leben entstanden sind, aber auch aus seinen klugen Worten. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Da haben die Schüler gefragt: Wer ist denn mein Nächster? Und Jesus hat eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte davon, wie Menschen miteinander umgehen können, damit das Leben leichter wird.

So hat Jesus als Lehrer Türen zum guten Leben geöffnet. Ich glaube, das können Lehrer und Eltern heute auch

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