Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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06JAN2020
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Die wirklich wichtigen Dinge passieren außerhalb. Außerhalb der Machtzentren. Obwohl man ja immer denkt, alles was wichtig ist, passiert in Brüssel, oder in Berlin oder in Washington. Aber vielleicht ist das ein Trugschluss.

Der Tag heute legt das nahe, finde ich. In den Kirchen wird vom Besuch der Heiligen Drei Könige beim Kind in der Krippe erzählt. Könige mit kostbaren Geschenken, vielleicht auch wohlhabende weise Männer, führende Wissenschaftler zu ihrer Zeit. Bei ihrer Suche nach neuen Erkenntnissen hatten sie einen Stern gefunden. Der kündigte nach ihrer Meinung etwas ganz Neues an, einen neuen Herrscher, womöglich eine neue Politik. Und das schien den Wissenschaftlern nötig, auch damals fanden viele: So wie bisher kann es nicht weiter gehen. Also zogen sie los um zu suchen, was dran sein könnte an ihren Erkenntnissen. Zuerst zogen sie zum König in Jerusalem. Ins Machtzentrum. Dahin hatte ihrer Meinung nach der Stern gedeutet. Von wo sollte man auch Erneuerung und Reformen erwarten, wenn nicht vom König? Aber die Weisen merken bald: Von dem ist nichts zu erwarten. Der hat bloß Angst vor Veränderungen.

Also suchen sie weiter und finden: Ein Kind, in ärmlichen Verhältnissen geboren. Einen aus dem Volk. Und sie begreifen: Da fängt es an. Wenn etwas neu werden soll, dann fängt es hier an. Mit diesem Kind. Bei den einfachen Menschen. Unten.

Gut, dass die Sternsinger, auch Kinder übrigens, bis heute daran erinnern. Es gibt ja auch heute viele, die finden, es müsse sich was ändern. Beim Umweltschutz zum Beispiel, damit das Klima sich nicht noch viel mehr verändert. Da sagen dann manche: Wir als einzelne können da doch gar nichts machen. Da muss erst mal die Politik Regelungen treffen. Und die Wirtschaft. Das ist viel effektiver. Neulich hat mir ein Kollege erzählt: „Es gab eine Zeit, da hätte ich so gern mit dem Rauchen aufgehört. Aber ich hab es nicht hingekriegt. Da habe ich oft gedacht: Wenn die Politik doch das Rauchen ganz verbieten würde. Dann würde es auch bei mir klappen mit dem Aufhören.“ Inzwischen hat er es auch ohne die Politik hingekriegt. Wahrscheinlich hat er gemerkt – ich muss aufhören. Ganz einfach.

Ich glaube, ähnlich geht es in vielen Bereichen. Natürlich braucht es Regeln, Gesetze und Vorschriften. Aber die wichtigen Dinge passieren dann außerhalb der Machtzentren.

Wie damals in dem Stall in Bethlehem. Da wurde ein Kind geboren, das hat die Welt verändert hat. Mehr als die 3 Könige mehr als Herodes, mehr als der Kaiser Augustus. Und die Sternsinger erinnern an diese Macht der kleinen Leute. Denken sie mal dran, wenn Sie heute so einen kleinen Trupp sehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30107
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