Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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31DEZ2019
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Manchmal frage ich mich: „Wo gehörst Du eigentlich hin?“ Dann überlege ich mir, wo ich mich meistens aufhalte, wo andere Menschen mich erleben, wem ich mich verbunden weiß, welchen Gruppen ich mich zugehörig fühle. Gerade an Silvester kommt diese Frage wieder hoch, wenn ich überlege, was ich so alles gemacht habe im vergangenen Jahr. Ich finde, das ist eine Frage, über die es sich für jeden lohnt nachzudenken. Gerade am Ende eines Jahres. 

Viel Zeit verbringe ich mit meiner Arbeit. Das ist bei den meisten so, die voll berufstätig sind. Gut geht es mir aber nur dann, wenn ich den Eindruck habe, dass ich etwas Nützliches tue - für den kleinen Teil der Welt, in dem ich mich bewege, für andere. Und ich muss dabei auch selbst ein gutes Gefühl haben. Es muss mich zufrieden machen, was ich arbeite. Dann fühle ich mich am rechten Platz. Ich weiß aber auch, dass es mir nicht guttut, wenn ich völlig in meinen Aufgaben aufgehe. Mein Leben besteht nicht nur aus dem, was ich arbeite. Wenn ich zu viel am Schreibtisch sitze, wenn ich zu viele seelsorgerliche Gespräche führe, besteht die Gefahr, dass ich mich selbst aus den Augen verliere. Ich brauche auch ausreichend Zeit, in der mir selbst gehöre, in der ich so frei wie möglich bin. Damit ich meine Gedanken schweifen lassen kann und neue Ideen entstehen. Geist und Leib und Seele bilden ja eine komplexe Einheit in jedem Menschen. Die Balance dafür darf ich nicht aus den Augen verlieren. Mir hilft es dann, wenn ich Zeit mir Freunden verbringe. Sie erzählen aus ihrem Leben, ich aus dem meinen. Sich darüber auszutauschen, tut gut. Es ist heilsam zu hören, was andere tun, wo sie sich aufhalten. 

Zu der Frage, wo ich hingehöre, gehört noch ein wichtiger Aspekt. Für mich als Christ. Für jeden, der an Gott glaubt, ist es wichtig zu überlegen: Bin ich an dem Platz, den er für mich vorgesehen hat? Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Dazu muss ich regelmäßig ausreichend Zeit haben, um auf meine innere Stimme zu hören. Wenn ich einen Abschnitt aus der Bibel meditiere, wenn ich mich mit einem Freund mein Leben durchgehe, wenn ich im Gebet bei Gott bin. Auf ihn zu hören, das hilft mir auch dabei zu wissen, wo ich hingehöre.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30058
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