Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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23DEZ2019
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Ich liebe Geschenke. Und ich finde, sie passen hervorragend zu Weihnachten. Ja, ich, weiß, manche sagen: „Wir schenken uns nichts. Wir haben doch eh schon alles.“ Und ich kann gut nachvollziehen, wenn jemand den allgemeinen Kaufrausch nicht mitmachen will. Einfach nur viel und groß und teuer, das kann’s wirklich nicht sein. Solche XXL-Geschenke stelle ich mir dann immer im schlichten Stall von Bethlehem vor und denke: „Das stimmt was nicht!“

Aber es gibt sie, diese Geschenke, die prima zu Weihnachten passen. Alexander hat mich vor Jahren so beschenkt. Der Sohn von Freunden, 3 Jahre alt. Der hat mir feierlich ein Bild überreicht. Er hatte einen großen viereckigen, etwas unförmigen schwarzen Kasten gemalt, mit einer kleinen Kugel oben drauf. Vermutlich ein Mensch im Talar. „Das bist du“, hat er gesagt und hat mich liebevoll angestrahlt. Ich habe geschluckt, weil ich fand, ich sehe anders aus, aber dieses liebevolle Lächeln war umwerfend. Ein tolles Geschenk! Ich habe es lange in Ehren gehalten.

Und ich fand es bestätigt: Die Liebe macht’s. Die Zuneigung, die hinter dem Geschenk steht. Dann kann es viel oder wenig gekostet haben. Selbst gemacht sein oder eingekauft. Meinen Geschmack voll treffen oder eher nicht. Kostbar ist es auf jeden Fall.

So ein Geschenk passt gut zur Weihnachtsgeschichte. Die erzählt ja davon, dass Gott die Menschen liebt. Darum schenkt er ihnen Jesus. Ein Baby in ärmlichen Verhältnissen, in unruhigen Zeiten. Ein Geschenk, das auf den ersten Blick nicht viel hermacht. Es hat nicht sofort die ganze Welt verändert. Die römische Besatzungsmacht hat ihre Soldaten damals nicht aus Israel abgezogen. Die Hirten von Bethlehem haben nach Weihnachten genauso wenig verdient wie vorher. Und für Maria und Josef ist mit Jesu Geburt das Leben nicht einfacher geworden. Reich beschenkt waren sie trotzdem: Mit einem Bündel Liebe, das Gott in ihr Leben gelegt hatte.

Ein Gott, dem Menschen wichtig sind. Der liebt, und nicht majestätisch über den Niederungen des menschlichen Alltags schwebt.
Ein Gott, der Hoffnung für die Welt hat und darum Liebe in sie investiert. Er ist nicht nur ein Gott für die Großen. Auch für die Kleinen, die leicht übersehen werden. Für die erst recht.

Dieses Geschenk feiern wir an Weihnachten. Ich finde: Das ist ein guter Grund, um andere zu beschenken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30016
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