SWR1 3vor8

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25DEZ2019
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Weihnachten. Ein Kind wird geboren in ärmlichen Verhältnissen und wir Christen feiern das noch 2000 Jahre später. Warum eigentlich? Der eigentliche Anlass geht ja oft unter zwischen Weihnachtsbeleuchtung, Tannengrün und Bergen von Geschenken. Aber immerhin: Sogar in den Fußgängerzonen stehen oft noch Weihnachtskrippen und in den Kirchen sowieso und bei vielen auch zu Hause. Ein neugeborenes Kind, seine Eltern, und alle möglichen Menschen geraten durch dieses Ereignis in Bewegung. Bis heute übrigens. Wenn ich nur daran denke, wie viele Kinder zu ihren Eltern gefahren sind in den letzten Tagen, wie viele Großeltern zu den Enkeln. Und das alles wegen dieses einen Säuglings damals, vor langer Zeit. Wie soll man das erklären?

Vielleicht so: Ein Kind rührt die Herzen an. Ein Säugling macht aus harten Kerlen liebevolle Väter, aus unsicheren jungen Frauen selbstbewusste, fürsorgliche Mütter. Wenn sie Enkelkinder bekommen, blühen Großeltern noch einmal auf. Ich kenne welche, die engagieren sich plötzlich für die Umwelt, obwohl sie das vorher einfach übertrieben fanden. Oder sinnlos. Auf einmal fahren sie weniger Auto und stattdessen mit dem Bus, weil sie sagen: Wir müssen doch für die Enkel sorgen! Die sollen doch auch eine gute Zukunft haben.

Viele Menschen verändern sich und werden neu, wenn sie an die Kinder denken. Dass Kinder und auch diese Erneuerung der Welt durch Kinder ein Gottesgeschenk sind, das empfinden viele, nicht bloß Christen. Der Hindu Rabindranath Tagore hat gesagt: Jedes Kind bringt die Botschaft, dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.

Genauso hat das auch ein christlicher Gemeindeleiter im 1. Jahrhundert gesehen. Er schreibt: Die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes ist erschienen (Tit 3, 4). So kann man ganz gut beschreiben, um was es an Weihnachten geht, finde ich. Gott ist unter uns und er ist menschenfreundlich. Und das ist wirklich Grund zum Feiern. Der Abschnitt aus dem Brief an einen gewissen Titus ist der Predigttext für heute in den evangelischen Gottesdiensten.

In diesem Brief gibt es dann noch einen Hinweis für alle, die sich fragen, Ja und nach Weihnachten? Wenn die Freude vorbei ist, wenn der Alltag wieder die anrührenden Bilder von Babys und Kindern überdeckt, die einen bewegt haben? „Gott hat euch mit seinem Geist übergossen“ steht in diesem Brief aus dem 1. Jahrhundert. Mit Gottes Geist übergossen statt mit allen Wassern gewaschen. Gottes Geist, der Menschen mutig macht, ihnen neue Ideen gibt, sie bereit macht, mehr an die Zukunft der Kinder als an sich selbst zu denken. Das wäre was, wenn Sie und ich das von Weihnachten mitnehmen könnten!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29977
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