Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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18DEZ2019
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Die „Flug-Scham“ hat sich nun auch in Deutschland etabliert. Wer sich im Urlaub gerne in die Lüfte schwingt, gerät manchmal sogar in vertrauter Umgebung in Erklärungsnot. Denn was die Flieger in der Atmosphäre absondern, ist nicht nur reiner Wasserdampf! Ob wegen „Flug-Scham“ jedoch mehr Reisende verschämt am Boden bleiben, ist noch nicht raus! Da wird man vermutlich eher an der Preisschraube drehen müssen. 

Bitte nicht ärgern! Ich wünsche mir dringend noch eine weitere Scham-Zone in dieser Gesellschaft: Eine „Shopping-Scham“. Aber- warum soll man sich beim Shoppen schämen? Nun – weil einer Schätzung zufolge die Bekleidungsindustrie weltweit mehr Co2 ausstößt als alle Flüge und Kreuzfahrten zusammen [1])

Kleidung wird immer mehr zur Wegwerfware. Mehr als eine Million Tonnen Textilien landet in Deutschland jedes Jahr in Containern und Kleidersäcken [2]). Manches modische Fähnchen wandert sogar direkt von der Stange in den Müll. Ebenso wie viele Retouren im Versandhandel. Die werden dort oft nicht einmal mehr ausgepackt, sondern fliegen gleich hochkant in die Tonne. 

Die Modebranche hat längst kapiert, dass der Markt gesättigt ist und die Kleiderschränke überquellen. Um uns trotzdem bei Kauflaune zu halten, wechselt man in schöner Regelmäßigkeit die Mode-Trends. Und schon stürmt die werte Kundschaft erneut die Etagen der Kaufhäuser. Sich ein neues Outfit zu verpassen – da strömen bei vielen Menschen die Glückshormone, sagen Untersuchungen. Ist mir ein Rätsel, bei mir schießt beim Kleiderkauf der Blutdruck durch die Decke, und ich schiele heimlich nach dem Notausgang.   

Wer um den erschreckenden „Ökologischen Fußabdruck“ bei Textilien weiß, und die miserablen Arbeitsbedingungen der Näherinnen in Süd-Ost-Asien kennt, wird bewusster und sorgfältiger einkaufen. Guten Gewissens kann man sich nur langlebigen und nachhaltigen Produkten zuwenden. Und die können ja auch modisch sein!  

Noch ein alt bewährter Tipp: Besuchen Sie doch mal einen caritativen „Second-hand-Shop“ in Ihrer Nähe. Dort findet man oft was Schönes und Passendes. Und vergessen Sie nicht, ihre alten, aber bitte nur gut erhaltenen Klamotten mitzunehmen. Damit unterstützen Sie Bedürftige, Arme und kinderreiche Familien.

 

[1]    Untersuchung der „Ellen-MacArthur-Stiftung“ in FOCUS 27. 07. 2019

[2]     NWZONLINE.DE 07. 02. 2017

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29949
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