Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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12DEZ2019
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Fast alle sind für den Klimaschutz. Aber mir scheint: Nur ganz wenige tun was dafür. Auch in diesem Jahr sind in Deutschland beispielsweise wieder viel mehr SUVs zugelassen worden als im Vorjahr. Und auch die Zahl der Flugreisenden, ist weiter gestiegen – trotz Fridays for future und obwohl eine Stadt nach der anderen den Klimanotstand ausruft.

Woran liegt’s? Ich glaube, daran, dass Menschen nicht gern schuld an etwas sind. Schuld sind die anderen. Und auf die wird dann gezeigt. Die Bibel erzählt: Schon im Paradies war das so. Als Gott Adam fragt, warum er in die verbotene Frucht gebissen hat, zeigt Adam auf Eva. Und Eva auf die Schlange.

Ich denke: So ähnlich ist das auch mit dem Klimaschutz. Ich zeige auf den SUV-Fahrer, der zeigt auf den Vielflieger. Alle miteinander zeigen wir auf die Wirtschaft, und die zeigt auf die Chinesen. Schließlich produzieren die 14 Mal mehr CO2 als wir in Deutschland alle zusammen. Also sollen die erst mal anfangen.

Keiner will schuld sein. Und jeder denkt: Das kleine Bisschen CO2, das ich einsparen könnte, ändert sowieso nichts.

Jesus hat einmal ein Gleichnis erzählt: Da nimmt ein Mensch ein Senfkorn, ein kleines Samenkorn, ein Kügelchen mit etwa einem Millimeter Durchmesser. Und er legt dieses winzige Ding in die Erde. Dort fängt es an zu keimen, wird immer größer und größer, und am Ende ist es fast so groß wie ein Baum, so dass die Vögel sich auf seine Äste setzen können. Jesus hatte dabei den so genannten schwarzen Senf im Blick, den es bis heute im Mittelmeerraum gibt. Der kann tatsächlich über drei Meter hoch werden.

So wie mit dieser Senfpflanze ist es mit dem Guten in der Welt, hat Jesus gesagt. Ich glaube, er hat damit gemeint: Egal, wie winzig und unbedeutend das Gute aussieht, wenn man sich nicht entmutigen lässt und erst mal einen Anfang macht, dann kann etwas Großes daraus wachsen. Es kann sich wirklich etwas ändern. Erst recht, wenn sich Andere von diesem Anfang anstecken lassen und auch erste, kleine Schritte gehen.

Ich glaube, dass das auch beim Klimaschutz passieren könnte. Aber dafür muss ich aufhören, auf die anderen zu zeigen. Stattdessen muss ich das tun, was ich selbst tun kann, auch wenn es winzig klein wie ein Senfkorn aussieht. Zum Beispiel wenn ich für kleine Besorgungen das Auto stehen lasse und mit dem Fahrrad zum Supermarkt fahre oder laufe. Das könnte so ein Senfkorn sein.

Alles muss klein beginnen, lass etwas Zeit verrinnen.
Es muss nur Kraft gewinnen, und endlich ist es groß.

Das lernen schon die ganz Kleinen in einem Kinderlied.

Gerhard Schöne, Alles muss klein beginnen

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