Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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11DEZ2019
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Mein Lieblingslied in der Adventszeit stammt von Jochen Klepper. Er ist heute vor 77 Jahren gestorben. In der Nacht vom 10. auf den am 11. Dezember 1942 haben er, seine Frau und seine Stieftochter sich das Leben genommen.

Denn Jochen Kleppers Frau Hanni und ihre 20-jährige Tochter Reni waren jüdisch. Beiden drohte die Deportation in ein Konzentrationslager. Die Familie wusste keinen anderen Ausweg mehr als den Suizid.

Das Schicksal von Jochen Klepper und seiner Familie lässt mich darüber erschrecken, dass auch heute Juden in Deutschland wieder angefeindet werden. Und es erinnert mich daran: Angst und Not machen vor der Adventszeit nicht Halt. Auch jetzt, in diesen Tagen laufen Menschen durch die hell erleuchteten Innenstädte, in denen es dunkel ist. Aber gerade für sie ist Weihnachten da. So hat Jochen Klepper das gesehen.

Er ist 1903 in Schlesien zur Welt gekommen. Eigentlich wollte er wie sein Vater Pfarrer werden. Aber am Ende seines Theologiestudiums hat er es sich anders überlegt. Er ist Journalist und Schriftsteller geworden und hat in Berlin gelebt und gearbeitet. Mit einem Roman über den preußischen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ist ihm ein Bestseller gelungen. Trotzdem haben die Nationalsozialisten ihm verboten, weiter Bücher zu schreiben, weil seine Frau Jüdin war. Klepper hat daraufhin Texte für Kirchenlieder gedichtet. Das Thema, das ihn dabei am meisten beschäftigt hat, war Weihnachten.

Jochen Klepper war sich sicher: Als Jesus am Heiligen Abend im Stall von Bethlehem geboren wurde, da ist Gott selbst in diese Welt gekommen. Gott ist gekommen, um den Menschen beizustehen in ihrer Schuld, in ihrer Not, in ihren Sorgen und in ihrer Angst. In dem Lied, das mir besonders gut von Jochen Klapper gefällt, vergleicht er Jesus mit einem hellen Morgenstern, der in der Finsternis leuchtet. Da heißt es:

Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.

Als Jochen Klepper, seine Frau und seine Tochter vor 77 Jahren nicht mehr ein noch aus wussten und es ganz dunkel um sie herum geworden ist, da haben sie darauf vertraut, dass Jesus Christus auch jetzt bei ihnen ist.:

„Wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben“.
Diese Worte Jochen Klepper ganz zum Schluss in sein Tagebuch geschrieben.

Die Kirchen versuchen, Menschen in Lebenskrisen und mit Suizidabsichten und deren Angehörigen beizustehen. Sie finden Hilfe zum Beispiel bei der Telefonseelsorge (Telefon 0800/1110111) und beim Arbeitskreis Leben (https://www.ak-leben.de/).

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29915
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