SWR1 3vor8

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„Warum“ fragen Menschen, die vom Unglück verfolgt werden. Warum passiert das alles gerade mir?
Und wer an Gott glaubt, fragt auch: Warum schickt mir Gott solches Unglück? Ich glaube, das ist besonders bitter, wenn jemand so denken muss. Gerade, wenn es schlimm kommt, fühlt er sich auch noch von Gott verlassen.

Hiob war so ein Mensch. Ein frommer Mensch, erzählt die Bibel. Aber das hat ihn nicht vor großem Unglück bewahrt. Die Hiobsbotschaften, die über ihn kommen, sind bis heute sprichwörtlich. Erst verliert er seinen Besitz, dann seine Kinder. Und am Ende– wird er selbst schwer krank. Dann sitzt er da, klagt und will sich nicht trösten lassen. „Ich bin doch nur ein unbedeutender kleiner Mensch“, klagt er. „Warum ziehst du mich vor dein Gericht?“ (Hiob 14, 1-3) Hiob fragt also: Womit habe ich das verdient, Gott? Ich habe doch nichts Böses getan.

Mir fällt auf: Er beklagt sich nicht bei anderen. Hiob klagt Gott direkt an. „Warum ziehst du mich vor dein Gericht?“ Sein Bild von Gott gerät ins Wanken. Ist er vielleicht gar nicht so lieb, wie ich geglaubt hatte? Ist er eher unberechenbar und grausam?

Solche Fragen werden im biblischen Buch über Hiob 42 Kapitel lang diskutiert. Wahrscheinlich war das ein gelehrter, weiser Mann, der Hiobs Gespräche mit seinen Freunden aufgeschrieben hat. Sie kommen zu keinem Ergebnis. Gott ist unbegreiflich, heißt es am Schluss. Er lässt sich nicht von Menschen auf irgendein Handeln festlegen.

Ist das ein Schluss ohne Hoffnung für Menschen, die Unglück trifft? Vielleicht doch nicht. Heute wird in den evangelischen Gottesdiensten über einen Abschnitt aus dem Hiobbuch gepredigt, den ich anders verstehe. Da äußert Hiob nämlich seine Hoffnung. Vielleicht hat er die bisher noch nicht gesehen, weil er doch so gern gelebt hat. „Ach,“ klagt er, „Wird denn ein toter Mensch wieder leben?“ und dann träumt er: „Ich würde gern warten bis zu dem Tag, an dem du mich wieder holtest!“ und was hofft Hiob für diesen Tag? „Dann würdest du rufen und ich dir antworten. Du hättest Sehnsucht nach deinem Werk – nach mir!“ (Hiob 14, 15) Was für eine große Hoffnung: Gott hat Sehnsucht nach mir. Ich bin für ihn wichtig!

„Wenn ich gestorben bin, dann wirst du mich rufen und ich kann neu leben“. Ist das die letzte Hoffnung eines Verzweifelten? Wenn das Leben ganz und gar hoffnungslos scheint, dann bleibt nur noch das? Vielleicht ist es ja doch mehr. Als Jesus gestorben ist – auch er hatte geklagt: „Warum hast du mich verlassen, Gott?“ – da hat Gott ihn auferweckt. Neues Leben beginnt nach dem Tod. Das ist eine Hoffnung, wissen kann ich es nicht. Aber ich hoffe, ich kann daran festhalten.

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