SWR1 3vor8

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27OKT2019
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Ordnungen schaffen stabile Verhältnisse. Dafür sind sie da. Die Straßenverkehrsordnung zum Beispiel. Wenn alle sich daranhalten und aufmerksam sind, gibt es weniger Unfälle. Hausordnungen wohl auch. Wenn alle ihre Fahrräder da abstellen, wo sie hingehören, wenn alle in der Mittagszeit wenig Lärm machen – dann klappt es besser mit der Hausgemeinschaft. So gesehen sind Ordnungen etwas Gutes. Sie gelten für alle, das scheint gerecht. Man weiß, wo man dran ist und woran man sich halten kann – und muss.

Aber es gibt Situationen, da machen Ordnungen einem das Leben schwer. Kinder zum Beispiel oder ältere Menschen haben es oft schwer, sich an Ordnungen zu halten. Ordnungen können nämlich Menschen auch sehr bedrücken und das Leben einengen, wenn es sich gerade regen will.

So ist es einem Mann gegangen, der gerade erst wieder auf die Beine gekommen war. Die Bibel erzählt seine Geschichte (Joh 5, 1-16), heute wird in den evangelischen Gottesdiensten darüber gepredigt.

Ein Leben lang konnte der Mann nicht gehen. Und Jesus hat ihn geheilt. Aber kaum steht er auf seinen wackligen Beinen, seine Liege unter dem Arm und will das Leben ausprobieren, da kommen die Ordnungsfanatiker und sofort kriegt er wieder auf die Mütze. Es war nämlich Feiertag, als der Mann gesund geworden ist. Und die Leute sagen ihm: „Arbeiten ist heute verboten! Du darfst dein Bett nicht herumtragen!“ Schon wieder weisen sie ihn zurecht. Machen Druck mit ihrer Ordnung. . Schon wieder kriegt der Mann das Gefühl: Ich kann es ihnen nicht recht machen. So einen wie mich wollen sie nicht. Als ich krank war, hat sich keiner um mich gekümmert. Und jetzt denken sie, ich bringe ihre Ordnung durcheinander. Die Ordnung ist ihnen wichtiger als ich.

Wie das wohl ist für einen, der noch wacklig auf den Beinen ist? Wie das wohl ist für eine Mutter mit kleinen Kindern, die Lärm machen und Dreiräder und Fahrräder nicht gleich aufräumen? Natürlich sind Ordnungen wichtig. Im Straßenverkehr müssen sich auch Kinder daranhalten, dass man nicht bei Rot über die Straße gehen kann.

Aber kann man nicht überlegen, wo Ordnungen den Menschen nützen und wo sie das Leben eher schwer machen? Ordnungen sollen dem Leben Halt geben, aber sie sollen es nicht verhindern und vermiesen. Sie sollen das Miteinander leichter machen – für alle. Es wäre gut, glaube ich, wenn wir das berücksichtigen.

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