Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

23OKT2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Es ist doch nur Blech, Mama!“ Ich habe letzte Woche ein paar ordentliche Kratzer in unser Auto geschrammt. Und mein Sohn hat versucht, mich zu trösten

Er hat es gut gemeint – und letztlich hat er ja recht – zum Glück ist niemand etwas passiert.

Geärgert habe ich mich trotzdem. Vor allem über mich selbst und meine Schusseligkeit. Das Geld für die Reparatur hätte ich gerne für etwas Sinnvolleres ausgegeben.

Gleichzeitig denke ich – ja es ist wirklich nur Blech und ein Schaden, den man leicht reparieren kann. Die Kratzer im Auto lassen sich beheben. Schwamm oder besser Lack drüber.

Wenn das nur sonst im Leben auch so einfach wäre. Fehler ausradieren und Verletzungen heilen.

Wenn ich etwas falsch gemacht habe oder verschusselt, fällt es mir in der Regel nicht schwer, dazu zu stehen, es auf meine Kappe zu nehmen und zu versuchen es zu verbessern. Dass das so ist, verdanke ich meinem Elternhaus in dem immer die Maxime galt: Egal was schiefgelaufen ist, du kannst damit zu uns kommen. Und wenn ich versehentlich etwas kaputt gemacht hatte, hat mein Vater immer gemeint, ein Beinbruch wäre schlimmer. –Nimm es nicht so schwer.

Bei materiellen Dingen gelingt mir das also ziemlich gut.

Viel schwieriger ist es für mich, damit umzugehen, wenn ich einen Menschen verletzt habe. Selbst wenn es unbewusst passiert ist. Das geht mir nach und nagt an mir. Weil ich ja niemand weh tun will. „Wie kannst du nur so unsensibel sein, pass doch besser auf, was du sagst…“, sind so Sätze die dann in mir rumoren. Klar kann ich mich entschuldigen, sagen, dass es mir ehrlich leid tut, was ich getan oder gesagt habe. Das ist ein erster Schritt. Und der hilft. Aber vergeben und vergessen ist es deshalb ja noch nicht. Dafür, dass es wieder richtig gut gemacht werden kann, brauche ich denjenigen, den ich verletzt oder gekränkt habe.

Wenn der mir sagt, ist schon gut oder nicht so schlimm, und meinen Versuch, es wieder gut zu machen, annimmt, dann können wir uns versöhnen. Das ist ein weiterer wesentlicher Schritt.

Bestenfalls kann ich es dann für mich selbst damit auch gut sein lassen.

Und für noch etwas bin ich dankbar: dass ich das, was ich mir nicht verzeihen kann, oder wenn jemand unversöhnlich bleibt, vor meinen Gott legen und ihn bitten kann, dass er es heilt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29635
weiterlesen...