Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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21OKT2019
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„Und wofür brennst Du?“ diese Frage wurde mir neulich aus heiterem Himmel gestellt… sie hat mich in dem Moment auf dem falschen Fuß erwischt, und ich hätte am liebsten gesagt. „Für nix“. Aber das stimmt so ja nicht. Zumindest nicht generell. Denn es gibt durchaus Themen, Dinge und vor allem Menschen, die mich alles andere als kalt lassen. Doch in dem Moment bin ich sprachlos gewesen.

Das geht mir noch nach. So will ich nicht sein - fast gleichgültig bis teilnahmslos – Decke über den Kopf – nix mehr hören, nix mehr sehen nix mehr wissen wollen. Das bin nicht ich. Da war doch mal soviel Feuer, soviel Begeisterung und Energie.

Dass die körperlichen Kräfte mit zunehmendem Alter nachlassen, ist zwar nicht schön, aber damit komme ich zurecht. Was mich beunruhigt, ist das Gefühl, dass mein geistiges und spirituelles Depot so ausgebrannt ist.

Damit mag ich mich nicht abfinden.

Denn ich weiß, dass dieses Depot eigentlich eine Schatzkammer ist. Reich an Bildern und Geschichten, dem Gefühl getragen zu sein und einer Leidenschaft fürs Leben.

Dieses Gefühl, mein inneres Feuer suchen zu müssen, hat mich an eine Geschichte aus dem Alten Testament erinnert. (2 Makk 1.19ff) Die geht so:

Das Volk Israel war wieder einmal durch eine fremde Macht vertrieben worden, Jerusalem ein Trümmerfeld, der Tempel entweiht. Doch ein paar Männern war es gelungen, etwas von dem Feuer des Altares mitzunehmen. Das versteckten sie heimlich im Schacht eines leeren Brunnens. Dort geriet das Feuer in Vergessenheit. Doch, so erzählt die Bibel als es Gott gefiel, wurden Nachfahren dieser Männer ausgeschickt, das Feuer zurück zu holen. Sie finden jedoch nur noch eine dicke, zähe Flüssigkeit… das, was halt aus dem Feuer geworden war. Diese nehmen sie mit und gießen etwas davon auf dem Altar aus.

Was dann passiert ist unglaublich: Als die Sonne hinter den Wolken hervorkommt entzündet sich ein riesiges Feuer. Aus der zähen Substanz werden lodernde Flammen.

Eine verrückte Geschichte. Mich ermutigt sie, in diesen vermeintlich ausgetrockneten Brunnen in mir hinabzusteigen, zu schauen was da noch ist. Und ich vermute, dass ich dort die leisen Töne in mir wiederfinde, die Neugier auf alles, was Leben heißt und das Vertrauen, dass da Einer mit mir unterwegs ist. All das, was noch da ist, möchte ich nach oben befördern, es entfalten und vor „meinen“ Gott legen und ihm sagen: da schau hin – so ist es grad – das bin ich. Und ihn zu bitten: Entzünde mich neu!

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