Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17OKT2019
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Manchmal sind wir ganz schön widersprüchlich. Wir Verbraucher von Nahrungsmitteln. Gesund soll es sein, was wir essen und trinken, klar. Aber billig auch. Dass das oft nur schwer zusammen geht, das wollen wir nicht wahrhaben.

Stattdessen schimpfen viele auf die Landwirte, die zuviel Pflanzenschutzmittel verwenden und ihre Tiere nicht artgerecht halten. Aber dass das mit unserer knickrigen Art beim Einkaufen zu tun hat, das will keiner hören. Die Bauern wollen auch leben, natürlich: Sie bekommen von den Discountern und Supermarktketten zu wenig für ihre Produkte, deshalb müssen sie immer schneller, immer mehr produzieren.

Ihre Produkte sind im Laden dann billig: In Deutschland ist der Anteil vom Einkommen, den Menschen für Nahrungsmittel ausgeben, am geringsten. Überall sonst in Europa muss man mehr für Lebensmittel ausgeben, habe ich gelesen. Nur bei uns im wohlhabenden Deutschland, da wollen wir so wenig wie möglich zahlen, ausgerechnet für Lebensmittel.

Ähnliche Interessenkonflikte gab es schon im alten Rom unter den Christen. Auch da gab es zwei Gruppen mit unterschiedlichen Interessen. Die hat der Apostel Paulus erinnert: „Keiner von uns lebt nur für sich selbst…denn wenn wir leben, haben wir nur einen Maßstab: ob Christus zu unserem Leben ja sagen kann.“ (Rö 14, 7f, Übersetzung Jörg Zink)

Das klingt erstmal wie eine Allerweltsweisheit: Keiner von uns lebt nur für sich selbst. Das gilt heute erst recht, meine ich. In unserer modernen Gesellschaft hängt vieles miteinander zusammen. Wie und was ich einkaufe und zu welchem Preis, das hängt mit dem zusammen, was die Landwirte verdienen können und wie sie produzieren. Und wie die Landwirte produzieren, das beeinflusst natürlich die Qualität meiner Nahrungsmittel.

Für die einen und für die anderen aber gilt: „Kann Jesus Christus dazu Ja sagen?“ Das hat jedenfalls Paulus damals den Christen zu bedenken gegeben und ich finde, auch das gilt heute noch. Für Jesus stand nie das Geld an erster Stelle, für ihn war wichtig, dass alle leben können. Gut leben können.

Natürlich sollen die Landwirte mehr darauf achten, wie sie wirtschaften und ihre Tiere halten. Aber sie können das nur, wenn wir Verbraucher ihnen die teureren Produkte auch abkaufen. Das können sich dann aber nicht alle leisten, sagen Sie? Und ich als Pfarrerin hätte da leicht reden? Das mag ja sein. Aber manchmal denke ich: Wenn alle, die es sich leisten können, die teureren Bioprodukte kaufen, dann wäre schon viel erreicht. Für die Verbraucher und für die Landwirte auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29593
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