Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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16OKT2019
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Wie halten Sie es mit den Engeln? In Deutschland glauben ja mehr Menschen an Engel als an Gott. Das hat eine Umfrage vor ein paar Jahren ergeben. Und wenn Eltern ihren Kindern einen Wunsch bei der Taufe mitgeben wollen, dann ist das oft: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten…“ Das ist eine schöne Vorstellung, dass ein Engel das Kind vor Gefahren behütet. Auf alten Gemälden kann man diese Vorstellung oft sehen: Blonde Engel in weißen Gewändern, die Kinder  vor einem Abgrund zurückhalten oder über eine schadhafte Brücke führen.

Es gibt aber auch Menschen, die sagen: „Das sind doch Märchen. Reiner Aberglaube. Eine Sache nur für Kinder, wie Weihnachtsmann und Osterhase.“

Ich glaube nicht, dass Engel bloß Märchenfiguren sind und auch kein Aberglaube. Die Bibel jedenfalls erzählt davon, dass auch Erwachsene Erfahrungen mit Engeln machen können..  Als die befreiten israelitischen Sklaven auf dem Weg sind in eine neue Heimat, da verspricht Gott: „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Weg und dich an den Ort bringe, den ich bestimmt habe“ (2. Mose 23, 20) Ich glaube allerdings nicht, dass damals die Vorstellung war, das eine blondlockige Frau mit Flügeln den Zug der Auswanderer anführt. Von Engeln ist die Rede, das wohl. Aber es gibt ganz verschiedene Angaben darüber, wie die Engel aussehen.

Sicher, nach der Weihnachtsgeschichte könnte man denken, Engel fliegen am Himmel wie Vögel. Zu Abraham aber kommen einfach drei Männer zu Besuch mit einer ungewöhnlichen Ankündigung. Abraham hätte sich wahrscheinlich sehr gewundert, wenn die Flügel gehabt hätten. Erst später  auf Gemälden haben sie welche. Und in einer anderen Geschichte findet der junge Tobit  auf seiner gefährlichen Reise einen Begleiter, der aussieht wie ein anderer Reisender. Auch davon erzählt die Bibel, aber später heißt es, der fremde Begleiter sei ein Engel gewesen.

Wo habe ich Engel erfahren? Ich denke bis heute manchmal an die Frau, die den Anstoß dazu gegeben hat, dass ich Rundfunkpfarrerin geworden bin. Ich denke an den Busfahrer, der meinen Sohn mitgenommen hat und getröstet, als der sein Fahrgeld verloren hatte. Ich denke an die indigene bitterarme Familie in den Anden, die den anderen Sohn aufgenommen hat, als er dort im Schneesturm mit dem Fahrrad unterwegs war. Für mich waren das Engel. Es müssen ja nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.

Ich vertraue darauf, dass Gott solche Engel schickt, wenn es nötig ist. Das macht mich ruhiger und ich kann die besser gehen lassen, die mir am Herzen liegen.

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