SWR1 3vor8

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22SEP2019
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„Wir fälschen die Waagen zum Betrug …sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld“! 2800 Jahre alt sind diese Worte, gesprochen vom Propheten Amos und zu hören heute in den katholischen Kirchen. Mit „wir“ meint Amos das Volk Israel im 8. Jahrhundert vor Christus und er prangert damit die sozialen Missstände in seiner Gesellschaft an: die Gier der herrschenden Schicht, die die ärmeren Menschen betrogen, ausgebeutet und geknechtet hat. Und damit in schroffem Gegensatz zu dem steht, an das die Herrschenden und ihre Priesterkaste zu glauben vorgeben: an das Recht und die Gerechtigkeit Gottes. Das Recht, das von Gott kommt und zum Wohle aller Menschen ist. In dem es gerecht zugehen soll unter den Menschen. Genau das war aber komplett verloren gegangen. Unter König Jerobeam dem II. erlebte das Volk Israel eine Zeit äußeren Friedens und wirtschaftlichen Aufschwungs. Weil Jerobeam und seine Gefolgsleute die Handelswege zwischen Assur und Ägypten kontrolliert und die Handelsreisenden abkassiert hatten. Und der so erreichte wirtschaftliche Aufschwung führte zu dieser gottlosen Gier, die nach immer mehr verlangt und sich eben nicht um die Armen und Schwachen kümmert. Ein - weiß Gott – zeitloses Phänomen. Amos aber war ein wirtschaftlich unabhängiger Vieh- und Feigenbaum-Züchter. Also frei von Bindungen an den König oder die Priesterschaft. So konnte Amos die Herrschenden mit ihrem Fehlverhalten konfrontieren und mit starken, visionären Worten für ein gottgefälliges Israel kämpfen, also für ein gerechtes und menschfreundliches Israel. Dafür hat er in eindrücklichen Bildern gesprochen. In einem wünscht, ja fordert er eine Gesellschaft, in der, Amos wörtlich, “das Recht strömt wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“ (Amos 5, 24). Wer schon einmal in Israel oder in einer Wüste war, weiß wie wichtig, wie lebenspendend Wasser ist. Und so wichtig und lebensspendend sind Recht und Gerechtigkeit zu allen Zeiten. Fehlen sie, egal wann und egal wo, trocknet die Menschlichkeit aus und das soziale Miteinander verwüstet. Fehlen Recht und Gerechtigkeit und herrscht die Gier, dann werden die Reichen immer Reicher und die Armen immer ärmer. Fehlen Recht und Gerechtigkeit, dann sterben die Tiere und brennen die Wälder…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29467
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