SWR1 3vor8

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08SEP2019
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Bald geht es los. Wir bauen unser eigenes Haus. Es dauert nicht mehr lange, dann rollen Kran und Bagger an und nach und nach soll aus einem alten Schweinestall ein großes, modernes Wohnhaus für eine Familie entstehen. Unglaublich, was alles getan werden muss, damit es überhaupt soweit ist. Wir haben entschieden, geplant, gerechnet, alles wieder umgeschmissen und dann wieder von vorne. Jetzt steht soweit alles, nur das Haus fehlt noch.

Im Evangelium für den heutigen Tag geht es darum, wie es ist mit Jesus zu leben, ihm nachzufolgen. Jesus vergleicht Nachfolge mit dem Bau eines Turmes. Im Text heißt es: „Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann.“ Jesus macht damit klar, wer sich vorher nicht ganz deutlich für ein Leben mit ihm entschieden hat, wer nicht alle Kosten berechnet und nicht alle Konsequenzen bedacht hat, schafft es nicht. Denn Jesus stellt knallharte Forderungen. Vor dem Turm-Vergleich sagt er, dass ich Eltern, Partner, Kinder, Freunde, Haus, Hof, Garten - alles zurücklassen muss, wenn ich ihm nachfolgen will.

In meinen Ohren klingt das erstmal nicht machbar. Es ärgert mich sogar. Wieso kann ich denn nicht mein Leben mit meiner Familie leben, sogar ein Haus bauen und trotzdem Jesus und seiner Botschaft glauben?

Jesus macht mit seiner Forderung klar, dass es nicht leicht sein wird. Das Leben, wie er es lebt und von denen fordert die mitgehen, ist anders, ist radikal. Offen allen Menschen zugewendet, egal wo sie herkommen und was sie mitbringen. Besitz ist nicht wichtig. Wie ich mich anderen und Gott gegenüber verhalte, das zählt. Das Leben mit ihm ist kritisch gegenüber denen, die was zu sagen haben. Und es ist vollkommen getragen und angefeuert von der Liebe Gottes zu allen Menschen. Das ist nicht leicht umzusetzen.

Von daher kann ich den Vergleich mit dem Bau besser nachvollziehen. Mein Mann und ich haben ewig gebraucht um uns zu entscheiden, wo und wie wir leben wollen. Als das feststand, kam die Frage: wie bauen wir? Also Pläne gemacht, verworfen, geprüft, wieder neu. Dann die Finanzierung: funktioniert das überhaupt so, wie wir uns das vorstellen? Wieder die Pläne geändert. Partner gesucht, die uns beim Bau unterstützen, denen wir vertrauen. Und jetzt die Aussicht auf den ersten Spatenstich.

Ich glaube wirklich, dass es ebenso gut durchdacht sein muss, wenn ich Jesus nachfolge. Ich selbst bin als Kind an den Glauben herangeführt worden. Und dabei geblieben. Das ist bis heute eine bewusste Entscheidung. Klar ist, wenn ich an Jesus glaube, muss ich mich auch so verhalten. Da hilft es nichts, mich Christin zu nennen, aber nicht nach den anderen zu schauen oder Menschen auszugrenzen.

An Jesus zu glauben, ist anstrengend. Ich schaffe das nicht immer gleich gut, bin mal näher dran und mal weiter weg. Und ich kann seine Forderungen definitiv nicht alle erfüllen. Wir kümmern uns ja gerade darum, dass wir Besitz haben.

Trotzdem will ich am Ball bleiben mit meinem Glauben. So wie Jesus war und gelebt hat, so wie er mit Menschen umgegangen ist, das spornt mich an. Auch mit einem eigenen Haus.

 

zu Grunde liegende Bibelstelle:      Lk 14,25-33

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29350
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