Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

07SEP2019
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Mich fasziniert der Vorgang immer wieder: Ich ziehe die erste Metallkugel zur Seite und lasse sie auf die anderen aufprallen. Die sind mit geringem Abstand hintereinander in einem Ständer aufgehängt und geben den Schwung von Kugel zu Kugel weiter, bis die letzte nach außen schwingt. Anschließend kehrt diese zurück, und das Schauspiel wird von der anderen Seite her erneut in Gang gesetzt. Newton hat dieses Kugelpendel erfunden, und eine Zeitlang stand so ein Gerät bei mir auf dem Schreibtisch. Es hat mich aber nicht nur in seinen Bann gezogen, sondern auch nachdenklich gemacht.

Es ist für mich zu einem Bild geworden, das auf viele Prozesse in meinem Leben zutrifft. Immer wieder gilt: Ein Anstoß kommt von außen und schwingt in uns noch lange nach. Nehmen wir zum Beispiel die Frage, wie wir uns selbst sehen. Nicht jeder hatte ja eine glückliche Kindheit und unbeschwerte Schuljahre, die ihr oder ihm immer bestätigt haben, ich bin ok. Die anderen finden mich gut und mögen mich. Manchmal sind es gerade die negativen Botschaften die auf unsere Seele prallen und dann ein Leben lang mit uns gehen. – Was kann man dagegen setzen? Wie kann ich im Inneren gesund werden oder bleiben? – Für mich ist es die Botschaft: Ich werde von Gott geliebt, so wie ich bin. Das weiß ich aus dem Neuen Testament. Jesus sagt einmal zu seinen Jüngern: „So wie mich der Vater liebt, so liebe ich euch“ (Joh 15,9). Gott, der Vater liebt Jesus. Soweit ist alles klar. Aber mit derselben uneingeschränkten Liebe –wie der Vater ihn liebt – ohne Ja-Aber, werde auch ich geliebt? Das kann doch gar nicht sein, oder? – Oder es gibt ein Geheimnis, dem ich auf die Spur kommen muss! Und das lautet: Ich bin Gottes Geschöpf, von ihm gewollt, kreiert und ins Leben gestellt. Auch wenn ich selbst es kaum glauben kann: Jesus, der Sohn Gottes, sagt es mir ins Gesicht und versichert mir: So wie mich der Vater im Himmel liebt, so liebe ich dich! – Ich will das ernst nehmen und es mir immer wieder bewusst machen. Wenn ich bete und mein Leben vor Gott ausbreite, danke ich ihm für seine Liebe. Oder morgen im Gottesdienst, wenn wir Gottes Liebe gemeinsam feiern. Ich rede mir das nicht selbst ein, sondern ich nehme ernst, was Jesus zu mir sagt. Der Anstoß kommt von außen – und er bringt etwas in mir zum Schwingen und setzt mich in Bewegung.

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